Käßmann betont friedlichen Kern von Religionen

Saarbrücken (epd). Die Reformationsbotschafterin Margot Käßmann betont die friedliche Ausrichtung von Religionen. Christliche Theologie habe jedoch in früheren Zeiten viel zu oft Kriege als gerecht legitimiert, sagte die Theologin am Mittwoch auf einem Studientag an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Sie könne verstehen, dass manche Menschen deswegen zweifelten, ob Religion überhaupt ein friedliches Miteinander ermöglichen könne. Sie sei aber überzeugt, dass jede Religion einen Kern in sich habe, der zu Frieden und Toleranz aufrufe.

Sehr oft gehe es um politische Konflikte, betonte die Reformationsbotschafterin. Diese politische Dimension eines Konfliktes werde oft mit der Religion als Öl ins Feuer geschürt. Der Konflikt zwischen Juden und Palästinenser sei im Kern politisch und der sogenannte Islamische Staat wüte unter Muslimen und Christen gleichermaßen. Um Konflikte gewaltfrei zu lösen sei es beispielsweise wichtig, Geldflüsse von Terrororganisationen zu beenden, ihre Verdienstmöglichkeiten wie Drogenhandel zu unterbinden und Waffenexporte zu beenden.

Die Reformationsgeschichte ist laut Käßmann eine "Lerngeschichte in Sachen religiöser Toleranz". Toleranz bedeute aber nicht Gleichgültigkeit, sondern Interesse am anderen. In den vergangenen 50 Jahren habe die Ökumene enorme Fortschritte erzielt, im Zusammenleben mit den Muslimen stehe man dort noch am Anfang.

Am Mittwochabend sollte Käßmann noch eine Ringvorlesung der Saar-Uni im Rahmen des Reformationsjubiläums im Saarland eröffnen. Die evangelische Kirche feiert bis Oktober nächsten Jahres 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. Im Saarland sind zurzeit rund 500 Veranstaltungen geplant.