Joan Baez: Ukraine-Krieg stellt mich vor inneren Konflikt

Berlin (epd). Die US-amerikanische Sängerin Joan Baez fühlt sich als Pazifistin durch den Ukraine-Konflikt vor einen „großen inneren Konflikt“ gestellt. „Ich wünschte, die Ukrainer würden diese Bastarde ausknocken“, sagte sie dem Berliner „Tagesspiegel“ (Freitag): „Aber dann gehe ich zwei Schritte zurück und denke: Das würde es nur schlimmer machen.“ Waffen schützten diese Menschen nicht, sondern führten zu immer mehr Gewalt.

„Je mehr Geld in Waffen fließt, desto weniger wahrscheinlich wird es, dass die Ukraine wieder ein friedliches Land werden kann“, sagte die 82-jährige Sängerin, die in den 70er Jahren unter anderem mit ihrem Engagement gegen den Vietnam-Krieg Aufsehen erregte. Deshalb könne sie sich der Forderung nach Waffenlieferungen nicht anschließen. Es gehe um Prioritätensetzung bei der Frage, wie erreicht werden könne, „dass der erste Gedanke nicht ist, dass wir unsere Unterstützung mit millionenschwerer Waffenhilfe zeigen“. Mit Blick auf die Bedrohungslage der Ukraine sagte sie: „Es stimmt, dass ich keine richtige Antwort habe.“

Pazifismus sei „eine nicht-kriegerische Art des Kampfes“, sagte Baez weiter. Ähnlich wie beim Ukraine-Krieg wisse sie bei der Lage in Israel und im Gaza-Streifen nicht, was sie tun solle. „Vielleicht bleibt Pazifisten in so einer Situation nur, humanitäre Hilfe zu leisten“, betonte sie: „Wie Gandhi gesagt hat: Wenn es keinen Weg aus dem Krieg gibt, bewirb dich als Krankenwagenfahrer.“