Jemen: UN-Ermittler werfen Konfliktparteien Kriegsverbrechen vor

Genf (epd). Ermittler der Vereinten Nationen werfen den Konfliktparteien im Jemen Kriegsverbrechen vor. Entsetzliche Taten verschärften das Leiden von Millionen Kindern, Frauen und Männern in dem arabischen Land, warnte die stellvertretende UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Kate Gilmore, am Mittwoch in Genf. Sie sprach bei der Vorstellung eines Jemen-Berichts durch unabhängige Experten im UN-Menschenrechtsrat. 

Die Fachleute listen in dem Bericht eine Reihe von Kriegsverbrechen auf: Die von Saudi-Arabien geführten Militärkoalition sei für Luftangriffe auf Wohngebiete, Märkte, Beerdigungen, Krankenhäuser und andere zivile Ziele verantwortlich. Ihre Gegner, die schiitischen Huthi-Rebellen, schießen den Angaben zufolge mit Artillerie auf Wohngebiete. Durch die Angriffe beider Seiten seien viele Zivilisten getötet worden. 

Zudem prangern die Ermittler die anhaltende Blockade mehrerer Verbindungswege in den Jemen durch die saudische Koalition an. Die Menschen würden dadurch von dringend benötigten Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten und anderen Hilfsgütern abgeschnitten. Weiter beklagen die Ermittler Fälle von Verschleppungen, Folter und sexueller Gewalt. Kinder würden als Soldaten rekrutiert.

Die Kommission unter Vorsitz des tunesischen Bürgerrechtlers Kamel Jendoubi übergab dem UN-Hochkommissariat für Menschenrechte Dokumente mit den Namen mutmaßlicher Kriegsverbrecher, die bei strafrechtlichen Verfahren verwendet werden sollen. Die Kommission arbeitet im Auftrag des UN-Menschenrechtsrates und konnte im Jemen vor Ort ermitteln. 

Die von Saudi-Arabien gestützte jemenitische Regierung und die mit iranischer Hilfe operierenden Huthi-Rebellen bekämpfen sich seit 2015. Erneute Friedensbemühungen der UN scheiterten erst kürzlich wieder. Den Vereinten Nationen zufolge sind drei Viertel der Jemeniten, 22 Millionen Menschen, auf humanitäre Hilfe angewiesen. Acht Millionen sind von Hunger bedroht. 

Der 2006 gegründete Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen hat die Aufgabe, weltweit Grundrechte zu schützen, zu fördern und Verstöße gegen sie zu verfolgen. Er tritt drei Mal im Jahr in Genf zu regulären Sitzungen von insgesamt zehn Wochen und zu Sondersitzungen zusammen. Die derzeit laufende Herbstsitzung geht am Freitag zu Ende.

Dem Menschenrechtsrat gehören 47 Staaten an, die von der UN-Vollversammlung für je drei Jahre gewählt werden. Deutschland ist zum dritten Mal Mitglied. Anders als der UN-Sicherheitsrat kann der Menschenrechtsrat keine Sanktionen verhängen.