Jemen: Menschenrechtler fordern mehr Druck auf Kriegsparteien

Berlin/Sanaa (epd). Drei Jahre nach Beginn des Krieges im Jemen fordern Menschenrechtler internationalen Druck auf die Konfliktparteien. Um Frieden zu ermöglichen, müssten Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien und in die Vereinigten Arabischen Emirate aufhören, sagte die Menschenrechtsaktivistin Radhya Al-Mutawakel aus der jemenitischen Hauptstadt Sanaa in einer Online-Diskussion mehrerer Aktivisten internationaler Organisationen am Montag. Während Tausende Zivilisten getötet würden, seien die Huthi-Rebellen trotz der Bombardierungen noch immer da. Denn getroffen würden häufig nicht Ziele militärischer Art, Opfer seien vielfach Frauen und Kinder.

Haifa Subay, Straßenkünstlerin aus Sanaa, sagte, dass der Alltag im Jemen von Hoffnungslosigkeit geprägt sei. Alles sei schlecht, sei es die Gesundheit oder die Bildung. Frauen und Kinder stünden täglich in Schlangen an, um Wasser und Gas zu bekommen.

Kristine Beckerle von der Organisation Human Rights Watch in New York berichtete über ihren Jemen-Besuch im Februar. Sie habe in der südlichen Stadt Aden mit Binnenflüchtlingen gesprochen. Diese zeigten kein Vertrauen, dass die Kriegsparteien irgendetwas tun würden, um das Leiden der Menschen zu mildern. So erhielten Zivilisten etwa keinen Zugang zu Krankenhäusern, weil Kämpfer dort Priorität hätten, sagte Beckerle.

Im Armenhaus Arabiens bombardiert seit dem 25. März 2015 eine von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition Stellungen der aufständischen Huthi-Miliz. Die schiitischen Rebellen bekämpfen mit iranischer Hilfe die sunnitisch geprägte Regierung. Der Konflikt gilt als saudisch-iranischer Stellvertreterkrieg. Menschenrechtsverletzungen werden auf beiden Seiten dokumentiert.

Nach UN-Angaben vom Februar sind seither knapp 6.000 Zivilisten durch Gewalteinwirkung gestorben und 9.500 verletzt worden. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Gut 22 Millionen der insgesamt 27 Millionen Einwohner sind laut den Vereinten Nationen auf humanitäre Hilfe angewiesen, mehr als elf Millionen sind akut vom Tod durch Unterernährung und Krankheiten wie Cholera bedroht.