Im ökumenischen Schulterschluss für den Frieden werben

Augsburg (epd). Trotz der Corona-Einschränkungen hat das Augsburger Friedensfest am Samstag mit Gottesdienst, Begegnung und Preisverleihung für ein friedliches Miteinander der Menschen aus unterschiedlichen Religionen und Kulturen geworben. Den Friedensgedanken sollen in einem ökumenischen Schulterschluss der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und der katholische Kardinal Reinhard Marx als die neuen Friedenspreisträger in eine breite Öffentlichkeit tragen. 

Wie die Augsburger Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) bei der Verkündigung der Preisträger im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses sagte, werde den beiden Bischöfen der mit 12.500 Euro dotierte Preis zuerkannt, weil sie statt der Unterschiede die Gemeinsamkeiten in Kirche und Gesellschaft betonten und sie der "unbedingte Wille zu einem friedvollen Miteinander" verbinde. Auch stellvertretend für viele katholische und evangelische Christen hätten die Bischöfe einander zugewandt die Hand ausgestreckt.

Die Bedeutung von Bedford-Strohm und Marx für die Ökumene unterstrich der Augsburger evangelische Regionalbischof Axel Piper als Vorsitzender der Jury. Die beiden Theologen "denken und sprechen im gleichen Geist" und hätten sich mit ihrer gemeinsamen "Leidenschaft für Gott und die Welt" vorbildhaft für eine friedliche Entwicklung der Ökumene eingesetzt. In eingespielten Video-Botschaften bezeichneten Landesbischof und Kardinal den Friedenspreis als Schub für die Ökumene. 

Dabei sagte Bischof Bedford-Strohm, dass der Preis für ihn eine große Ermutigung sei, den Weg der Ökumene weiterzugehen, der "noch lange nicht am Ende sei". Er hoffe sehr darauf, dass es irgendwann zu einem gemeinsamen Abendmahl mit der katholischen Kirche kommen werde, sagte der Bischof, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Kardinal Marx betonte, dass das Christentum nur dann eine Zukunft habe, wenn die Kirchen "ganz stark ökumenisch zusammenarbeiten und zusammen bleiben". Der Friedenspreis, den die Bischöfe am 10. Oktober erhalten, wird seit 1985 von der Stadt Augsburg und der bayerischen Landeskirche alle drei Jahre für Verdienste um ein tolerantes und friedvolles Miteinander von Kulturen und Religionen vergeben. 

Das Friedensfest begann bereits an Freitagabend mit einem "Multireligiösen Friedensgebet'". Bei dem ökumenischen Festgottesdienst in der katholischen Basilika St. Ulrich und Afra betonte der evangelische Theologe Michael Martin, dass die Versöhnung unter den Religionen und Kulturen auch die Menschen mit Migrationshintergrund einschließen müsse. Dafür könne die "Friedensstadt Augsburg", in der ein Drittel der Bevölkerung einen Migrationshintergrund habe, zum Vorbild werden, sagte der Oberkirchenrat, der in der bayerischen Landeskirche für den Bereich der Ökumene zuständig ist. 

Da wegen der Corona-Beschränkungen die traditionelle Friedenstafel auf dem Rathausplatz nicht möglich war, trafen sich im gesamten Stadtgebiet Familien und Freundeskreise zu "Friedenpicknicks". 

Das Friedensfest als Sonderfeiertag begingen die Augsburger Protestanten erstmals im Jahre 1650 zum Dank an den Westfälischen Frieden von 1648, der ihnen wieder ihre politischen und religiösen Rechte gab. Seit 1985 feiern die beiden großen Kirchen diesen Tag ökumenisch.