Hunderte verabschieden sich von Friedensaktivist Ludwig Baumann

Bremen (epd). Hunderte Angehörige, Freunde und Vertreter der Friedensbewegung aus ganz Deutschland haben sich am Mittwoch in Bremen bei einer Trauerfeier im Bremer Gewerkschaftshaus von Ludwig Baumann verabschiedet. Der Mitbegründer der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz und letzte überlebende Wehrmachtsdeserteur war am 5. Juli im Alter von 96 Jahren in Bremen gestorben. Niemals lautstark, aber mit unnachahmlicher Beharrlichkeit habe er für die Rehabilitation der Wehrmachtsdeserteure gekämpft, sagte der Historiker und Friedensforscher Wolfram Wette in seiner Trauerrede.

Die Rehabilitation hat der Deutsche Bundestag bis 2009 in drei Etappen umgesetzt. "Ludwig Baumann hat zu diesem Erfolg maßgeblich beigetragen", sagte Wette im überfüllten Tivoli-Saal des Gewerkschaftshauses und fügte hinzu: "Baumann und seine Mission waren eins." Durch seine authentische Haltung sei er Vorbild für viele Menschen gewesen.

Mit anderen Soldaten desertierte der gebürtige Hamburger 1942 als Marinegefreiter in Bordeaux. Er wurde gefasst, gefoltert und verurteilt. Zehn Monate verbrachte er in der Todeszelle. Dann wurde das Urteil nach einer Intervention seines einflussreichen Vaters in eine zwölfjährige Zuchthausstrafe umgewandelt. Ludwig Baumann kam ins Konzentrationslager, ins Wehrmachtsgefängnis Torgau und ins Strafbataillon. 

Im Nachkriegsdeutschland wurden Wehrmachtsdeserteure wie er lange als Feiglinge, Drecksäcke und Vaterlandsverräter angefeindet. "Ich wollte doch nur leben", wurde Baumanns Begründung für die Desertion während der Trauerfeier mehrfach zitiert. Die Rehabilitation sei auch durch einen Sinneswandel in der Gesellschaft gelungen, betonte Wette. 

Von der NS-Militärjustiz wurden rund 30.000 Deserteure, Verweigerer und "Kriegsverräter" zum Tode verurteilt und etwa 20.000 hingerichtet. "Der Soldat kann sterben, der Deserteur muss sterben", lautete Hitlers Weisung. Ludwig Baumann soll auf dem Friedhof der evangelischen Kirchengemeinde Bremen-Grambke im engsten Familienkreis beigesetzt werden.