Hilfswerke: Krieg in der Ukraine bedroht dortige Religionsfreiheit

Freising/Aachen (epd). Die beiden katholischen Hilfswerke Missio Aachen und Renovabis sehen durch den Krieg in der Ukraine die Religionsfreiheit dort bedroht. Beide Hilfswerke hätten sich dazu entschieden, einen gemeinsamen Länderbericht zur Ukraine vorzulegen, auch wenn dies „angesichts der rechtlich schwierigen und äußerst instabilen Situation in der Ukraine eine besondere Herausforderung ist“, teilten die Hilfswerke am Dienstag gemeinsam in Freising und Aachen mit. Man wolle den herrschenden Informationsbedarf zur Lage in der Ukraine bei diesem Theme Rechnung tragen und die Debatte darüber versachlichen.

Den Autorinnen Regina Elsner und Iryna Fenno zufolge sei es bereits vor dem Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 in der von Russland besetzten Krim-Region zu ganz erheblichen Verletzungen der Religionsfreiheit gekommen. Diese hätten sich seit Kriegsbeginn verschärft. „Geistliche und Gläubige werden durch die russischen Besatzer schikaniert, verfolgt und im Kontext kriegerischer Auseinandersetzungen getötet“, schreibt das Autorinnen-Duo. Seit Kriegsbeginn seien mehr als 450 Kirchengebäude zerstört worden, in der Mehrzahl orthodoxe. Es soll auch „gezielte Angriffe auf Kirchen gegeben haben“.

Aber auch die ukrainische Regierung übt Druck auf Religionsvertreter aus. Die prorussische Haltung des orthodoxen Moskauer Patriarchen Kyrill I. und seine Verklärung des Angriffskriegs führten schließlich zur Abspaltung der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) im Mai 2022 von der Russisch Orthodoxen Kirche (ROK). Die ukrainische Regierung verdächtige die UOK trotz der Loslösung mit der ROK zu kollaborieren und sich nicht vom Aggressor zu distanzieren. In der russischen Kriegspropaganda wiederum werde der Vorwurf erhoben, die ukrainische Regierung verletze mit ihrem Druck auf die UOK die Religionsfreiheit.

Dass der Krieg vor allem den Druck auf religiöse Organisationen erhöhe, die bisher „in enger Gemeinschaft mit Moskau standen“, analysieren die zwei Autorinnen ebenfalls: „Die Einhaltung internationaler Rechtsstandards und die Begrenzung öffentlicher Stigmatisierung einzelner Religionsgemeinschaften bedarf besonderer Aufmerksamkeit“. Währenddessen gehe es der russischen Staatskirche darum, „Dialoge und Versöhnung in der Ukraine zu verhindern“.