Hilfsorganisation begrüßt Waffenexportstopp für Saudi-Arabien

Sanaa/Emmendingen (epd). Der Geschäftsführer der internationalen Hilfsorganisation "Vision Hope International e.V.", Matthias Leibbrand, hat den Waffenexportstopp Deutschlands für Saudi-Arabien und andere am Krieg gegen den Jemen beteiligten Länder gelobt. "Ich halte es für ein schweres Unrecht, dass Saudi-Arabien im Kampf gegen den Jemen deutsche, britische und amerikanische Waffen verwendet", sagte er am Samstag im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Union und die SPD hatten sich bei ihren Sondierungen auf einen sofortigen Stopp geeinigt.

Außerdem kritisierte Leibbrand, der selbst viele Jahre im Jemen lebte, dass Saudi-Arabien laut Human Rights Watch verbotene Kampfmittel wie Streubomben einsetzt. "Es wäre nötig, dieses Vorgehen von internationaler Seite klar zu verurteilen", sagte er.

Seit 2012 tobt im Jemen ein Bürgerkrieg, der sich längst zu einem Stellvertreterkrieg zwischen Iran und Saudi-Arabien entwickelt hat: Beide Mächte kämpfen um die Vorherrschaft in der Region. Die schiitischen, mutmaßlich vom Iran unterstützten, Huthi-Rebellen bekämpfen die Regierung von Jemens Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi, die Saudi-Arabien im Rücken hat.

Der Jemen befindet sich in einer der weltweit größten humanitären Krisen. Laut der Welthungerhilfe erhalten 17 Millionen von 26 Millionen Menschen insgesamt nicht genug Essen und Trinken, während 7 Millionen Menschen sogar vom Hungertod bedroht sind. 20,7 Millionen Menschen sind derzeit bereits auf humanitäre Hilfe angewiesen. 

"Täglich steigt die Zahl von schwer unterernährten Frauen und Kindern", sagte Leibbrand, der von Jordanien aus ein Team von mehr als 100 einheimischen Mitarbeitenden koordiniert. Im Jahr 2017 hätte "Vision Hope" in den Regierungsbezirken Hajja und Hodeida pro Monat etwa 100.000 Menschen mit Nahrungsmitteln versorgt und mit Mitteln der Vereinten Nationen Dutzende staatliche Gesundheitszentren bei der Bekämpfung von Cholera unterstützt. Auch wenn die Cholera-Epidemie bereits eingedämmt sei, käme es regelmäßig zu weiteren Cholerafällen. "Die Menschen sind geschwächt und ausgezehrt, da ist Cholera schnell tödlich", erklärte Leibbrand.

Viele staatliche Beamte wie Lehrer und Mitarbeitern im Gesundheitssektor erhielten seit einem Jahr keinen Lohn mehr. Weiterhin bestehe ein massiver Mangel an Wasser und Benzin, die Preise hätten seit der saudischen Blockade der Häfen massiv zugenommen. "Die Krise wird sich immer mehr zuspitzen."

Tausende Flüchtlinge seien bereits in den Oman, Dschibuti, Saudi-Arabien, Ägypten und Jordanien geflohen, etwa 2 Millionen Menschen seien Binnenflüchtlinge. "Wenn das so weitergeht, werden die Jemeniten keine andere Überlebenschance haben, als zu fliehen", sagte Leibbrand.

Vision Hope International e.V. mit Sitz im baden-württembergische Emmendingen arbeitet im Jemen, Syrien, Jordanien und Tunesien. Im Jahr 2017 leistete die Organisation humanitäre und Entwicklungshilfe im Wert von drei Millionen Euro.