Hessen-nassauische Kirche fordert zivile Konfliktlösung statt Krieg

Frankfurt a.M. (epd). Einstimmig hat die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) am Donnerstag in Frankfurt am Main ein Positionspapier zur Friedensethik verabschiedet. Sie will damit Gemeinden und kirchliche Einrichtungen ermutigen, sich mit Wegen zum Frieden auseinanderzusetzen und auch selbst tätig zu werden. Das Papier trägt den Titel "Kirche des gerechten Friedens werden".

Für die hessen-nassauische Kirche gilt dem Text zufolge der Vorrang von zivilen Konfliktlösungen vor Militäreinsätzen. Sie verstehe sich als "Friedensbewegung Gottes" und wolle dieses Ziel gegenüber der Politik mit Nachdruck vertreten, erklärte die stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf bei der Vorstellung des Papiers. Solche Strategien setzten "die biblische Friedensbotschaft in konkretes Handeln um". Dieser Ansatz solle "in allen Bereichen unserer Arbeit, vom Engagement der Kirchengemeinden und Dekanate bis hin zu gesamtkirchlichen Stellungnahmen gegenüber" gelten.

Auch die zivile Friedenssicherung solle gestärkt werden, heißt es in dem Papier. Dies sei gerade in Zeiten wichtig, in denen europäische Staaten wie Deutschland ihre Verteidigungshaushalte deutlich aufstockten. Zudem sollten Atomwaffen und autonome Waffensysteme geächtet werden. Die technische Hochrüstung entspreche "einer Haltung, die meine, durch Abschreckung und durch militärische Überlegenheit Sicherheit herstellen zu können".

Atomwaffen blieben jedoch Massenvernichtungsmittel. Ihre Herstellung, Bereitstellung und ihr Einsatz seien zu ächten. Auch Deutschland solle den Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen unterzeichnen, fordert die Stellungnahme.

Ferner kritisiert die EKHN in dem Papier, dass auch in der Bundeswehr minderjährige Soldatinnen und Soldaten an Waffen ausgebildet werden. Die Einladung von Jugendoffizieren der Bundeswehr in den Unterricht solle mit der Einladung von Referenten aus der Friedensarbeit verbunden werden.

Am ersten Entwurf der friedensethischen Stellungnahme hatte es auf der Frühjahrstagung der Synode heftige Kritik gegeben - "Spätmarxismus" lautete einer der Vorwürfe. Der pauschalen Ächtung von Atomwaffen wollten mehrere Synodale unter Verweis auf die Abschreckung nicht zustimmen. Sie verwarfen auch den Passus, wonach ein Wirtschaftssystem "weltweit tötet und bei uns den sozialen Frieden gefährdet". Die Kirchenleitung zog den Text daraufhin zurück und legte nun eine überarbeitete Fassung vor.

Scherf erklärte dazu, der Text mache nun nicht mehr das westliche Wirtschaftssystem insgesamt für Kriege verantwortlich. Die Kirchenleitung bleibe aber bei ihrer Haltung, dass nicht nur Einzelne, sondern auch "Strukturen" dazu beitrügen.