Gedenkfeier zum Volkstrauertag erinnert an Aggression Russlands
Die zentrale Gedenkfeier zum Volkstrauertag im Bundestag stand unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Rumäniens Präsident Iohannis versicherte, sein Land stehe weiter an der Seite der Ukraine.
Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat auf der zentralen Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag am Sonntag im Bundestag der Opfer von Gewalt und Kriegen gedacht. „Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben“, aber auch jener, die in Gefangenschaft, als Vertriebene oder Flüchtlinge ihr Leben verloren. Aber Deutschland trauere auch um die Opfer von Kriegen und Bürgerkriegen in der Gegenwart, sagte Steinmeier. Und um jene, die in Deutschland Opfer von Terrorismus, Rassismus, Extremismus und Antisemitismus geworden seien. „Wir trauern mit allen, den Leidtragenden und den Toten, und wir teilen ihren Schmerz. Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und den Völkern“, schloss Steinmeier das Totengedenken.
Im Zentrum der Gedenkveranstaltung stand in diesem Jahr die deutsch-rumänische Freundschaft. Rumäniens Präsident Klaus Werner Iohannis bezeichnete in seiner Gedenkrede die Europäische Union als „großes Friedensprojekt“, das Inspiration für viele weltweit sei. Von totalitären Regimen und den Feinden der Demokratie aber werde Europa als Bedrohung wahrgenommen.
Um die Aggression Russlands gegen die Ukraine zu stoppen, sei die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft notwendig, sagte Iohannis. Aber es sei auch eine starke Europäische Union notwendig, um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. Rumänien werde weiter an der Seite der Ukraine stehen. Er versicherte zugleich, sein Land werde sich für den Nachbarstaat Republik Moldau einsetzen. „Wir sind fest entschlossen, den Weg Moldawiens zur Europäischen Union zu unterstützen“, sagte Iohannis.
Zuvor hatte der Präsident des Volksbunds Deutscher Kriegsgräberfürsorge, Wolfgang Schneiderhan, zum gesamtgesellschaftlichen Engagement für die Demokratie aufgerufen. „Wer den Frieden will, muss Demokratie stärken“, sagte der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr. „Demokratie ist ein Mosaik, das aus vielen Teilen besteht.“
Auch Schneiderhan erinnerte an den russischen Krieg gegen die Ukraine. „Jeden Tag sterben Menschen auf beiden Seiten“, sagte er. Die russischen Soldaten seien dabei Teil einer brutalen Militärmaschinerie. „Der Feldzug richtet sich also nicht zuletzt auch gegen das eigene Volk.“
An der Gedenkfeier im Bundestag nahmen unter anderem Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sowie Vertreter der Kirchen teil. Die Gedenkstunde stand unter der Schirmherrschaft von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas. Pistorius hatte zuvor am Ehrenmal der Bundeswehr am Berliner Bendlerblock der gefallenen Bundeswehr-Angehörigen gedacht. Der Bendlerblock ist der Berliner Dienstsitz des Verteidigungsministeriums.
1922 fand im Deutschen Reichstag auf Initiative des 1919 gegründeten Volksbunds die erste Feierstunde für die Kriegstoten des Ersten Weltkriegs statt - damals in der Passionszeit vor Ostern. In der Bundesrepublik wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg als Gedenktag für die Opfer beider Weltkriege und des Nationalsozialismus neu eingeführt. Er findet seitdem zwei Sonntage vor dem ersten Advent statt.