Gedenken an Überfall auf Polen

Mit dem deutschen Überfall auf Polen begann das millionenfache Sterben im Zweiten Weltkrieg und die systematische Ermordung von Juden. Besonders den Opfern im Nachbarland gilt das Gedenken am 1. September.

Berlin (epd). Zum 84. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen am 1. September ist am Freitag in Berlin an die Opfer des Zweiten Weltkrieges erinnert worden. An dem von der Bundesregierung geplanten Standort für ein Deutsch-Polnisches Haus im Berliner Tiergarten hatte für den Nachmittag die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas zu einer Gedenkveranstaltung unter anderem mit Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (beide Grüne) eingeladen.

Auch am Denkmal des polnischen Soldaten und der deutschen Antifaschisten im Berliner Volkspark Friedrichshain war ein stilles Gedenken geplant. Eingeladen hatte das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg.

Kulturstaatsministerin Roth erklärte dazu im Internetdienst X, vormals Twitter, die Deutschen wüssten zu wenig über die Grausamkeit der deutschen Besatzungsherrschaft in Polen: „Doch eben diesen Teil unserer Geschichte zu kennen, ist die Verantwortung, die uns der 1. September 1939 aufträgt. Und dafür wollen wir uns einsetzen“, erklärte Roth.

Baerbock teilte im Internetdienst X, vormals Twitter, mit: „Mit dem Überfall auf Polen begann ein Krieg gegen das Menschsein.“ In Polen beginnend, hätten deutsche Täter eine Schneise der Vernichtung vom Baltikum über Belarus, die Ukraine und Russland bis nach Griechenland und darüber hinaus gezogen. Ein Fünftel der Bevölkerung Polens sei dabei getötet worden. Baerbock unterstrich: „Es ist unsere Verantwortung, den Schmerz unserer polnischen Nachbarn zu sehen und im Wissen um ihn unsere gemeinsame europäische Zukunft zu gestalten.“

Mit einem multireligiösen Friedensgebet war am Freitagmorgen vor dem Brandenburger Tor an den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 84 Jahren erinnert worden. Auf Einladung des Berliner Drei-Religionen-Projektes House of One beteten 13 Vertreterinnen und Vertreter von Kirchen, Moscheegemeinden, jüdischen Gemeinden, Bahai und Hindus gemeinsam um Frieden für die Menschen in der Ukraine und an anderen Kriegsschauplätzen und um Gerechtigkeit in der Welt. Die evangelische Superintendentin von Berlin-Mitte, Silke Radosh-Hinder, sagte, von diesem Ort sei unendliches Leid ausgegangen: „Das muss uns Lehre sein, Teil einer Versöhnung zu sein.“

Der Standort des geplanten Deutsch-Polnisches Hauses ist in unmittelbarer Nachbarschaft zum Haus der Kulturen der Welt und zum Kanzleramt in Berlin. Hier stand einst die Kroll-Oper. Dort hatte Adolf Hitler am 1. September 1939 vor den versammelten Reichstagsabgeordneten den Überfall auf Polen verkündet.

An diesem Tag griff die deutsche Wehrmacht die Republik Polen an und löste damit den Zweiten Weltkrieg aus. „Damit begannen sechs Jahre, in denen Polen geteilt, ausgeplündert und zerstört wurde“, hieß es in der Einladung zur Gedenkveranstaltung der Stiftung Denkmal. Millionen polnischer Kinder, Frauen und Männer seien Opfer von Mord, Raub, Deportationen und Zwangsarbeit geworden. Zudem seien im besetzten Polen Konzentrations- und Vernichtungslager eingerichtet worden. In Folge des Krieges wurden Polens Grenzen nach Westen verschoben. Der 1. September wird in Deutschland als Weltfriedenstag oder Antikriegstag begangen.