Friedensverband fordert Konsequenzen nach Afghanistan-Militäreinsatz

Bonn/Wetzlar (epd). Nach dem gescheiterten Militäreinsatz in Afghanistan fordert die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) von den Abgeordneten des nächsten Bundestages eine „kritische, ehrliche und möglichst unabhängige Bilanz“. „Der Militäreinsatz bedeutet insgesamt ein Versagen der westlichen Politik“, heißt es einer am Samstag veröffentlichten Resolution der AGDF-Mitgliederversammlung, die in Wetzlar tagte. Angesichts der mehr als 240.000 Opfer des Konflikts am Hindukusch, darunter 59 getöteten Soldatinnen und Soldaten der Bundesswehr, sollte künftig auf das Zeremoniell eines Großen Zapfenstreichs verzichtet und stattdessen eine kritische Gedenkkultur entwickelt werden, fordert der Friedensverband.

Kritik äußert der Friedensverband auch an den Kirchen. Sie hätten sich nicht zu einer eindeutigen und gemeinsamen Position zu dem Militäreinsatz in Afghanistan durchringen können, obwohl das unter anderem den friedensethischen Kriterien der 2007 veröffentlichten Friedensdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) widersprochen habe, beklagten die AGFD-Mitglieder. Bis heute fehle eine friedensethische Gesamtbewertung dieses Einsatzes.

In einem neuen Diskurs müsse sich die evangelische Kirche fragen, welche christlich begründeten Handlungsoptionen sich für eine „Kirche des gerechten Friedens“ im Blick auf andere und künftige Einsätze ergeben, damit sie ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werde, wandten sich der Friedensverband an die EKD. Vorrang sollten stets Zivile Konfliktbearbeitung und die professionelle Begleitung von Soldatinnen und Soldaten, die den Kriegsdienst verweigern wollen, haben.

In der Resolution sprechen sich die AGDF-Mitglieder dafür aus, den Menschen, die nach der Machtübernahme der Taliban fliehen mussten, Schutz zu gewähren. Die künftige Bundesregierung solle sich zudem dafür einzusetzen, dass auch andere EU-Staaten Geflüchtete aufnehmen, forderten sie. Abschiebungen nach Afghanistan sollten weiter ausgesetzt, die humanitäre Hilfe sowie die Entwicklungszusammenarbeit aber fortgeführt werden, da Sanktionen derzeit zu Lasten der Bevölkerung gingen, hieß es. Die westliche Politik sollte sich zudem diplomatisch bemühen, Einfluss auf die Taliban zu nehmen, um so die Situation der Bevölkerung zu verbessern.