Friedensverbände: Kirche muss zu "Neuem Wehrdienst" beraten

Bonn (epd). Die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) und die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) fordern von der evangelischen Kirche den Aufbau von Beratungsangeboten für junge Menschen, die von der Bundesregierung zur „Neuen Wehrpflicht“ befragt werden. Wie die beiden Friedensverbände am Freitag in Bonn mitteilten, solle die Kirche die finanziellen, personellen und fachlichen Ressourcen zur Verfügung stellen, um Beratung im schulischen und außerschulischen Bereich anzubieten. Zudem sollten Informationen und Materialien erstellt und Multiplikatoren geschult werden, hieß es in einem gemeinsamen Thesenpapier.

Das Thesenpapier wurde mit Blick auf die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verfasst, die vom 10. bis 13. November in Würzburg tagt. „Der geplante neue Wehrdienst und die politischen Diskussionen zu Wehrdienst und Dienstpflicht stellen die jungen Leute vor grundlegende ethische Fragen“, sagte der AGDF-Vorsitzende Jochen Cornelius-Bundschuh. „Die Kirche sollte sie begleiten, beraten und Räume zur Verfügung stellen, in denen sie sich über ihre Perspektiven unterhalten können.“

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte in dieser Woche die Pläne der Bundesregierung zur Einführung einer „Neuen Wehrpflicht“ vorgestellt. Ab dem kommenden Jahr sollen demnach Deutsche, die 18 Jahre alt werden, einen Fragebogen erhalten. Darin werden sie gefragt, ob sie freiwillig einen sogenannten Basiswehrdienst leisten würden. Ein Teil von ihnen soll dann gemustert werden. Ziel sind zunächst 5.000 junge Menschen zusätzlich, die diesen Wehrdienst leisten.

Nach Ansicht der beiden Friedensverbände stellt diese neue Regelung junge Leute vor elementare Fragen wie die, ob ein solcher Wehrdienst mit ihrem Gewissen, mit ihren ethischen Vorstellungen und politischen Überzeugungen vereinbar sei. Zugleich seien aber auch die Kirchen vor wichtige ethische Fragen gestellt. So fordere die EKD-Friedensdenkschrift von 2007 einen klaren Vorrang für Krisenprävention und zivile Konflikttransformation, was angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, aber auch der steigenden Zahl an kriegerisch ausgetragenen Konflikten immer schwerer umzusetzen sei.