Friedensnobelpreis für kolumbianischen Präsidenten Santos

Oslo/Frankfurt a.M. (epd). Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an den kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos. Der 65-Jährige erhalte den Preis für seine Bemühungen, den Krieg in seinem Land zu beenden, teilte die Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, Kaci Kullmann Five, am Freitag in Oslo mit. Die Ehrung gelte auch den Opfern des Konflikts und der gesamten kolumbianischen Bevölkerung, die die Hoffnung auf Frieden nicht aufgegeben habe. 

Santos sagte in einer Ansprache an die Kolumbianer, er sehe in dem Preis ein Mandat, sich weiter für das Ende des Krieges einzusetzen. "Dieser Preis gehört euch. Und ganz besonders den unzähligen Opfern." Er lud alle politischen Kräfte ein, an "diesem großen nationalen Ziel mitzuarbeiten". Der Frieden sei nah, sagte der Staatschef in der Hauptstadt Bogotá.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nannte die Entscheidung des Nobelkomitees ein Zeichen der Hoffnung. Der Friedensprozess in dem südamerikanischen Land sei eine Inspiration für die ganze Welt. US- Außenminister John Kerry erklärte laut Medienberichten, Santos habe "mutige Schritte unternommen, um Kolumbien Frieden zu bringen". 

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) telefonierte mit Santos, um ihm zur Verleihung des Friedensnobelpreises zu gratulieren, wie ein Regierungssprecher in Berlin mitteilte. Sie wünschte ihm und dem kolumbianischen Volk für die Zukunft viel Kraft, Ausdauer und Erfolg, die nächsten Schritte auf dem Weg zu dauerhaftem Frieden zu gehen.

Auch Bundespräsident Joachim Gauck würdigte den Durchhaltewillen von Santos. "Möge der Friedensnobelpreis Sie ermutigen und Ihnen Kraft geben, Ihren Weg fortzusetzen", schrieb Gauck in einer Gratulation. 

Fast vier Jahre lang hatten die Regierung und die Farc-Rebellen ein Friedensabkommen ausgehandelt, das am 26. September unterzeichnet worden war. In einem Referendum lehnte die Bevölkerung den Vertrag jedoch mit knapper Mehrheit ab. Sowohl Santos als auch Farc-Chef Rodrigo Londoño halten dennoch am Waffenstillstand fest. Derzeit laufen Verhandlungen mit Gegnern des Vertrags. 

Viele hatten erwartet, dass neben Santos auch Londoño mit dem Friedensnobelpreis geehrt wird. Der Krieg zwischen dem kolumbianischen Staat und der Farc begann vor 52 Jahren und ist der älteste und längste in Lateinamerika. 

Komitee-Sprecherin Kullmann Five erklärte, trotz des gescheiterten Referendums habe Santos den blutigen Konflikt in die Nähe einer friedlichen Einigung gebracht. Es bestehe jedoch die reale Gefahr, dass der Friedensprozess zum Stillstand kommt und der Bürgerkrieg wieder aufflammt. 

Santos war unter seinem Vorgänger Álvaro Uribe (2002-2010) als Verteidigungsminister verantwortlich für eine Militäroffensive, die die FARC in die Enge trieb. Uribe, mittlerweile erbitterter Gegner von Santos, gratulierte diesem und forderte ihn zugleich über Twitter auf, "das Abkommen, das für die Demokratie schädlich ist, zu verändern". Der konservative Politiker wird enger Kontakte zu rechtsextremen paramilitärischen Gruppen verdächtigt. 

Der Friedensnobelpreis gilt als wichtigste Auszeichnung für Verdienste um Abrüstung, Friedenssicherung und Menschenrechte. Gestiftet wurde sie von dem schwedischen Unternehmer und Erfinder des Dynamits, Alfred Nobel (1833-1896). Die Verleihung findet jedes Jahr am Todestag Nobels, dem 10. Dezember, in Oslo statt. Der Preis ist mit acht Millionen schwedischen Kronen (etwa 832.000 Euro) dotiert.