Friedensnobelpreis: Favoriten in Zeiten von Corona und Klimakrise

Frankfurt a.M., Oslo (epd). Die Vergabe des diesjährigen Friedensnobelpreises am Freitag steht im Zeichen von Corona und Klimakrise. Fachleute räumen zudem der Bedeutung verlässlicher Informationen viel Gewicht ein. Laut Nobelkomitee in Oslo gingen für dieses Jahr 329 Nominierungen ein, 234 für Persönlichkeiten und 95 für Organisationen. Das ist die bislang dritthöchste Zahl von Vorschlägen - nach dem Rekord von 376 im Jahr 2016. Am 8. Oktober verkündet das Komitee, wer die renommierte Auszeichnung erhält.

Der Leiter des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio, Henrik Urdal, führt die Journalistenorganisation „Reporter ohne Grenzen“ auf seiner diesjährigen Favoritenliste ganz oben. Eine Auszeichnung der Initiative würde die Relevanz und Gewährleistung öffentlichen Zugangs zu zuverlässigen Informationen unterstreichen, erklärte Urdal. Somit wäre es ein Preis für die, „die für den Schutz eines Eckpfeilers friedlicher Konfliktlösung arbeiten“. Zu dieser Kategorie zähle auch das New Yorker „Komitee zum Schutz von Journalisten“ (CPJ).

In Wettbüros führt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Ranking der Favoriten an, inklusive der multilateralen Impfinitiative Covax - für deren Absicht, die Covid-19-Pandemie weltweit einzudämmen. Hoch gehandelt werden zudem der russische Oppositionelle Alexej Nawalny und die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Auch „Reporter ohne Grenzen“ sowie das UN-Rahmenübereinkommen über Klimaänderungen (UNFCCC) belegen bei Buchmachern vordere Plätze.

Prio-Chef Urdal hatte ursprünglich die Covax-Initiative als Top-Anwärterin gesehen, sich kürzlich aber anders entschieden: Diese sei „nicht erfolgreich“ gewesen, eine globalere Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie zu erreichen, kritisierte er laut Nachrichtenportal „NewsinEnglish.no“. Auf Platz zwei steht bei ihm die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja, dahinter das Sekretariat der Klimarahmenkonvention UNFCCC mit dessen Leiterin Patricia Espinosa. Weitere Kandidaten sind für den Friedensforscher in der Krisenregion Nahost beheimatet: Die israelische Menschenrechtsorganisation B’Tselem und das Palestinian Center for Human Rights. Den uigurischen Wissenschaftler Ilham Tohti aus China und den Aktivisten Nathan Law Kwun-chung aus Hongkong sieht er ebenfalls als preiswürdig an.

Der Friedensnobelpreis wurde von dem schwedischen Chemiker und Industriellen Alfred Nobel (1833-1896) gestiftet. Der Erfinder des Dynamits widmete die Ehrung Verdiensten um Völkerverständigung, Abrüstung und Frieden. Derzeit ist er mit 10 Millionen schwedischen Kronen dotiert (über 980.000 Euro). In der Geschichte der seit 1901 verliehenen Ehrung war eine Reihe von Preisträgern umstritten: In jüngster Zeit galt das insbesondere für US-Präsident Barack Obama 2009 und die EU 2012. Traditionell wird der Preis am 10. Dezember in Oslo überreicht, dem Todestag Nobels. Im vergangenen Jahr ging er an das Welternährungsprogramm.