Friedenskundgebung in Gronau warnt vor Gefahr atomaren Wettrüstens

Gronau (epd). Friedens- und Anti-Atomkraft-Initiativen wollen am 4. August vor der Urananreicherungsanlage (UAA) im westfälischen Gronau gegen militärisches Aufrüsten demonstrieren. Anlass sei das Auslaufen des INF-Mittelstreckenvertrags zwischen den USA und Russland zum 2. August, teilte ein Aktionsbündnis am Mittwoch in Münster mit. Zudem jährten sich Anfang August die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki zum 74. Mal. Die Kundgebung unter dem Motto "Kein atomares Wettrüsten - Urananreicherung sofort beenden" soll dabei auf eine mögliche militärische Nutzung der Uran-Fabrik in Gronau hinweisen, wie es hieß. 

"Die Urananreicherung gilt als der einfachste Weg zur Atombombe", heißt es in dem Aufruf. Auch in der UAA in Gronau könne innerhalb weniger Wochen genug Uran für den Bau einer radioaktiven Waffe angereichert werden. So würden dort neben normalen Brennstäben für kommerzielle AKWs auch spezielle Brennstäbe zur Herstellung von Tritium gefertigt, das man für eine Atombombe braucht. Der Grat zwischen ziviler und militärischer Atomnutzung sei entsprechend "sehr schmal", hieß es. 

Angesichts des Konflikts zwischen dem Iran und den USA durch die einseitige Aufkündigung des Atomabkommens durch US-Präsident Donald Trump fordern die Friedens- und Umweltgruppen ein "Entspannungssignal" von der Bundesregierung. Als große Industriemacht solle Deutschland freiwillig auf die weitere Nutzung der Urananreicherung verzichten und die Uran-Fabrik stilllegen. Der Aufruf ist unter anderem vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), der atomkraftkritischen Ärzte-Organisation IPPNW sowie dem nordrhein-westfälischen Landesverband der Deutschen Friedensgesellschaft DFG-VK unterzeichnet.

Die 48.000-Einwohner-Stadt Gronau ist seit 1985 Standort der einzigen Urananreicherungsanlage Deutschlands. Dort wird Uranhexafluorid für die Weiterverarbeitung zu Brennelementen für Atomkraftwerke in einem sogenannten Zentrifugen-Verfahren angereichert. Der Betreiberkonzern Urenco wurde 1970 mit dem "Vertrag von Almelo" zwischen Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden gegründet, um die Forschungen der drei Länder an der Zentrifugentechnik zusammenzubringen und kommerziell zu nutzen. Die britische und niederländische Regierung halten je ein Drittel der Anteile, die deutschen AKW-Betreiber RWE und Eon teilen sich das übrige Drittel.