Friedenskongress mahnt mehr gewaltfreie Konfliktlösungen an

Bonn/Heidelberg (epd). Das diesjährige "Heidelberger Gespräch" hat das Thema gewaltfreie Konfliktbearbeitung in den Mittelpunkt gerückt. Gewaltfreies Handeln könne helfen, Spannungen und Auseinandersetzungen zu schlichten und Frieden schaffen, teilten die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) in Bonn und die Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg gemeinsam am Sonntag mit. Doch dies spiele in der öffentlichen Wahrnehmung nur eine geringe Rolle. Die zweitägige Tagung in Frankfurt am Main stand unter dem Thema "und werden nicht mehr lernen, Krieg zu führen - Möglichkeiten und Herausforderungen gewaltfreier Konfliktbearbeitung.

Gewaltfreies Handeln biete große Chancen, heißt es weiter. "Frieden ist mit Gerechtigkeit untrennbar verbunden, Frieden ist kein Zustand, sondern ein Prozess. Und dabei spielen zivile Konfliktlösungen, die ohne militärische Begleitung auskommen, eine wichtige Rolle", sagte Sarah Jäger von der FEST. Christine Busch, die AGDF-Vorsitzende, unterstrich: "Es gibt eine Fülle von erfolgreichen Erfahrungen mit gewaltfreiem Handeln und in der Friedensbildung, die eine stärkere Beachtung finden müssen."

Gewaltfreie Aktionen von zivilgesellschaftlichen Akteuren könnten sogar erfolgreich unter Situationen extremer Repression und Rechtlosigkeit sein, machte Wolfgang Heinrich aus Bad
Herrenalb deutlich. Er war mehr als 30 Jahre lang mit lokalen Organisationen in Gesellschaften tätig, in denen Konflikte gewaltsam ausgetragen wurden. Er verwies auf den kenianischen
Distrikt Wajir, wo Frauen die treibende Kraft bei der Lösung eines Konfliktes waren. Die Akteure seien dabei immer fair miteinander umgegangen, niemand sei ausgegrenzt worden. "Frieden aufzubauen und zu bewahren, das ist eine Gemeinschaftsaufgabe", sagte er.

Bei der gewaltfreien Konfliktbearbeitung könnten auch die Religionen Kraftquellen für die Friedensarbeit sein. Positive Beispiele fänden sich im Alten Testament, sagte der katholische Theologe Thomas Nauerth aus Bielefeld. So gebe es etwa im Buch des Propheten Samuel viele Geschichten, wo beispielsweise eine Frau dem König David einen Weg ohne Gewalt aufzeigt. Das seien wichtige Denkanstöße mit ganz anderen Erfahrungen Gottes, sagte Nauerth. 

Ullrich Hahn, der der Präsident des deutschen Zweiges des Internationalen Versöhnungsbundes aus Villingen, kritisierte, dass die Kirchen zwar keine Gewaltmittel hätten, aber oft die staatliche Gewalt legitimierten. "Ich erwarte aber von der Kirche, dass sie diese Legitimation der Gewalt beendet. Das Tun des Gerechten beginnt mit dem Lassen des Schlechten", sagte Hahn. Gewalt sei atheistisch, unvernünftig und unverantwortlich, doch sie bleibe immer auch eine Versuchung. Stattdessen sei die Solidarität mit den Unbewaffneten wichtig.