Friedensforscher: Weltweiter Waffenhandel ist zurückgegangen

Stockholm/Brüssel (epd). Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges sind die Waffenimporte europäischer Staaten laut dem Friedensforschungsinstitut Sipri stark gestiegen. Europäische Länder hätten zwischen 2018 und 2022 fast doppelt so viele Waffen gekauft, wie in den fünf Jahren zuvor, teilten die Friedensforscher am Montag zur Veröffentlichung des Berichts zum weltweiten Waffenhandel in Stockholm mit. Insgesamt ist der Handel mit Rüstungsgütern demnach etwas zurückgegangen.

Grund für die steigenden Importzahlen in Europa sind den Friedensforschern zufolge die zunehmenden Spannungen mit Russland sowie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. „Nach Russlands Einmarsch in der Ukraine wollen die europäischen Staaten mehr und schneller Waffen importieren“, sagte der Sipri-Forscher Pieter Wezeman. Die europäischen Nato-Partner hätten ihre Waffen-Einfuhren im Untersuchungszeitraum im Vergleich zu den fünf Jahren zuvor sogar um 65 Prozent erhöht.

Insgesamt jedoch sei der weltweite Waffenhandel um rund fünf Prozent zurückgegangen, hieß es. Die USA waren laut dem jährlich erscheinenden Bericht wie in den vergangenen Jahren mit einem Anteil von 40 Prozent der wichtigste Exporteur von Waffen. Mit einem Anteil von 16 Prozent stand Russland auf Platz zwei, gefolgt von Frankreich (11 Prozent) und China (5,2 Prozent). Deutschland war demnach mit einem Anteil von 4,2 Prozent zwischen 2018 und 2022 der fünftgrößte Lieferant von Waffen. Allerdings seien die deutschen Ausfuhren im Vergleich zu den fünf Jahren zuvor um 35 Prozent zurückgegangen.

Die USA und Russland führen die Liste der weltweit wichtigsten Rüstungsexporteure seit Jahren an. In dem von den Friedensforschern untersuchten Zeitraum hat sich der Abstand zwischen den beiden Ländern aber vergrößert. So seien die Exporte der USA zwischen 2018 und 2022 im Vergleich zu den fünf Jahren zuvor um 14 Prozent gestiegen, hieß es. Die Ausfuhren aus Russland hingegen sanken demnach um 31 Prozent.

Trotz des Rückgangs liefere Russland vermehrt nach China und Ägypten, erklärten die Friedensforscher. Auch in afrikanischen Ländern südlich der Sahara, etwa Angola, Nigeria und Mali, gebe es Abnehmer. Allerdings gehen die Friedensforscher davon aus, dass die russischen Exporte weiter schrumpfen werden, weil verfügbare Waffen für die eigenen Truppen benötigt würden. Zudem stünden potenzielle Abnehmer unter dem Druck der US-Amerikaner und Europäer, die Russland mit Sanktionen belegt haben.

Als Land verzeichnete Indien dem Bericht zufolge zwischen 2018 und 2022 weltweit die meisten Importe. Elf Prozent der globalen Waffenverkäufe gingen in das südasiatische Land. Auch Saudi-Arabien (9,6 Prozent), Katar (6,4 Prozent), Australien (4,7 Prozent) und China (4,6 Prozent) zählten zu den größten Importnationen.

Die Ukraine war dem Bericht zufolge im Jahr 2022 der drittgrößte Importeur von Waffen weltweit. Die Bedeutung der Ukraine im internationalen Waffengeschäft hat damit seit dem Beginn des russischen Angriffs am 24. Februar 2022 stark zugenommen - obwohl die Nato-Staaten aus Furcht vor einer weiteren Eskalation des Konflikts mit Russland keine Kampfflugzeuge oder Raketen mit großer Reichweite an die Ukraine geliefert haben, wie Wezeman betonte. Zugleich kritisierte der Sipri-Forscher den Export vergleichbarer Waffensysteme in andere Krisenregionen.