Friedensforscher: Waffenkäufe für mehr als 400 Milliarden Dollar

Stockholm (epd). Die 100 größten Rüstungskonzerne der Welt (ohne China) machen nach Analysen von Friedensforschern weiter glänzende Geschäfte: Die Firmen verkauften im vergangenen Jahr Waffen und militärische Dienstleistungen im Wert von 420 Milliarden US-Dollar (380 Milliarden Euro), wie das internationale Friedensforschungsinstitut Sipri am Montag in Stockholm mitteilte. Das waren 4,6 Prozent mehr als 2017 und 47 Prozent mehr als im Jahr 2002, in dem Sipri die Trends im globalen Waffenhandel zu dokumentieren begann. 

2017 hatten die Konzerne gegenüber dem Vorjahr 2,5 Prozent mehr Umsatz eingefahren. 80 der 100 Top-Waffenschmieden befinden sich in den USA, in Europa und Russland. Auf der Liste stehen auch vier deutsche Unternehmen. Chinesische Rüstungsfirmen führten die Forscher mangels verlässlicher Daten nicht auf.   

Erstmals seit 2002 stehen ausschließlich US-Konzerne auf den fünf Spitzenplätzen in der Liste: Lockheed Martin, Boeing, Northrop Grumman, Raytheon and General Dynamics vereinten im vergangenen Jahr 148 Milliarden Dollar auf sich - 35 Prozent des Rüstungs-Umsatzes der Top 100. Insgesamt verkauften die 43 im Ranking gelisteten US-Hersteller Waffen und Rüstungsgüter im Wert von 246 Milliarden Dollar, ein Anstieg von 7,2 Prozent gegenüber 2017. Damit betrug der gesamte US-Anteil 59 Prozent. "Die Firmen bereiten sich auf das neue Programm für die Modernisierung von Waffen vor, das Präsident Trump 2017 angekündigt hat", erklärte Sipri-Forscherin Aude Fleurant.   

Der Umsatz der zehn im Ranking vertretenen russischen Konzerne blieb indes nahezu unverändert: Er belief sich laut Sipri auf insgesamt 36,2 Milliarden Dollar (32,6 Milliarden Euro). Das bedeutete einen leichten Rückgang von 0,4 Prozent gegenüber 2017. Ihr Anteil am Rüstungsgeschäft der Top 100 fiel somit von 9,7 Prozent 2017 auf 8,6 Prozent im vergangenen Jahr.   

Die Umsätze der 27 im Ranking vertretenen europäischen Waffenproduzenten wuchsen leicht um 0,7 Prozent auf insgesamt 102 Milliarden Dollar (etwa 92 Milliarden Euro). In ihrer Studie machten die Friedensforscher aber unterschiedliche Trends aus: So gingen die Umsätze von in Großbritannien ansässigen Rüstungsfirmen um 4,8 Prozent auf 35,1 Milliarden Dollar zurück. Allein der Umsatz von BAE Systems, der weltweit größten Waffenschmiede außerhalb der USA, sank um 5,2 Prozent auf 21,2 Milliarden Dollar (19,1 Milliarden Euro). Trotzdem blieben die Umsätze britischer Rüstungskonzerne die höchsten in Europa. Die französischen Firmen lagen mit 23,2 Milliarden US-Dollar (etwa 21 Milliarden Euro) an zweiter Stelle.

Auf der Liste der Top 100 stehen auch die vier deutschen Konzerne Rheinmetall, Thyssenkrupp, Krauss-Maffei Wegmann und Hensoldt. Zusammen genommen fielen die Verkäufe im vergangenen Jahr um 3,8 Prozent auf 8,4 Milliarden Dollar (etwa 7,5 Milliarden Euro). "Einem Anstieg bei Lieferungen von Militärfahrzeugen durch die größte deutsche Firma Rheinmetall stand ein Absatzrückgang beim Schiffbauer Thyssenkrupp entgegen", sagte Sipri-Forscher Pieter D. Wezeman. Der Gesamtanteil deutscher Unternehmen am globalen Waffengeschäft der Top 100 betrug zwei Prozent.  

In Israel, Südkorea und in der Türkei haben Rüstungsfirmen ihre Umsätze erhöht. Besonders die Umsätze zweier im Ranking gelisteten türkischen Unternehmen wuchsen um 22 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar (etwa 2,5 Milliarden Euro). Diese profitierten laut Sipri von Plänen der Türkei, die heimische Waffenindustrie auszubauen und zu modernisieren.