Friedensforscher: Aufrüstung bedroht Generationen-gerechtigkeit

Brüssel/Hamburg (epd). Der Friedensforscher Tim Thies sieht die Gefahr eines neuen nuklearen Wettrüstens. Seit Beginn des Ukraine-Krieges hätten die Atomwaffenstaaten ihre Aufrüstung verstärkt. „2026 könnte die Situation eintreten, dass die strategischen Nuklearwaffen der USA und Russlands erstmals seit 30 Jahren nicht mehr durch internationale Verträge reguliert sind“, sagte Thies, Wissenschaftler am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg, am Mittwoch bei einer Veranstaltung der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) in Brüssel.

Das bislang letzte Abkommen zwischen den USA und Russland, der New Strategic Arms Reduction Treaty (New Start), läuft 2026 aus. Thies warnte, dass danach ein erneuter Rüstungswettlauf drohen könnte. „Die nötigen Gelder dafür fehlen dann an anderer Stelle, etwa bei der Bekämpfung des Klimawandels“, erklärte er. Er sehe darin auch eine Herausforderung für die Generationengerechtigkeit.

Laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI waren die weltweiten Militärausgaben 2023 mit 2,44 Billionen US-Dollar so hoch wie noch nie. Die Ausgaben stiegen demnach um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so stark wie seit 14 Jahren nicht mehr.

Auch die Evangelische Kirche in Deutschland äußerte sich kritisch. Oberkirchenrätin Katrin Hatzinger erklärte, viele Kirchenmitglieder sähen Aufrüstung inzwischen als teils notwendig an. „Es reicht jedoch nicht, nur die Militärausgaben zu steigern, während andere Elemente einer umfassenden Sicherheitsstrategie wie Entwicklungszusammenarbeit und Konfliktprävention vernachlässigt werden“, betonte sie.

Moritz Deutschmann von der deutschen Nato-Vertretung betonte, dass die Allianz aktuell auf russische Aggressionen reagieren müsse. „Es muss jedoch kein Widerspruch sein, jetzt aufzurüsten und gleichzeitig langfristig an Waffenkontrolle und Abrüstung zu arbeiten“, sagte Deutschmann.