Friedensbeauftragter warnt vor rascher Entscheidung in Tornado-Frage

Bonn/Berlin (epd). Der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, mahnt in der Frage um die Tornado-Jagdbomber eine breite Diskussion um die nukleare Teilhabe der Bundeswehr an. "Es geht hier mehr als um die Nachfolge eines in die Jahre gekommenen Flugzeugs, es geht vor allem auch darum, welche Rolle die nukleare Abschreckung und der Einsatz von Atomwaffen in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik künftig spielen sollen", sagte Brahms am Freitag in Bonn. 

Der Kampfjet "Tornado", der seit 1981 in der deutschen Luftwaffe im Einsatz ist, spiele für die "nukleare Teilhabe Deutschlands innerhalb der Nato eine wichtige Rolle, erklärte der EKD-Friedenbeauftragte. Das Flugzeug sei das derzeit einzige deutsche Trägersystem für die amerikanischen US-Atomwaffen, die in Deutschland stationiert seien. "Deshalb ist die Entscheidung für ein Nachfolgemodell zugleich auch eine Entscheidung über die weitere nukleare Teilhabe Deutschlands." Eine Debatte darüber dürfe in Corona-Zeiten nicht ausgesetzt werden, betonte er.  

Das Ziel der evangelischen Kirche "ist weiterhin eine atomwaffenfreie Welt", unterstrich Brahms mit Verweis auf die im November in Dresden verabschiedete Friedenskundgebung der EKD-Synode. Er forderte vom Bundesverteidigungsministerium Schritte zu einer Abschaffung von Atomwaffen, nicht aber deren Modernisierung. "Eine Anschaffung neuer Flugzeuge, die Atomwaffen tragen können, zementieren aber stattdessen eine aus den 1950er- und 1960er-Jahren stammende Strategie", kritisierte Brahms.