Friedensbeauftragter Lattke: Ziviler Ungehorsam statt Panzer

Schwerte-Villigst (epd). Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Jens Lattke, hat dazu aufgerufen, angesichts des Krieges in der Ukraine die Folgen militärischer Gewalt im Sinne eines „gerechten Friedens“ zu bedenken. Es gebe Alternativen zum Krieg: „Das Ende des Friedens darf nicht das Ende der Friedenspolitik sein“, sagte er am Freitag (9.9.) auf einer deutsch-amerikanischen Begegnungstagung der Evangelischen Kirche von Westfalen in Schwerte-Villigst.

Es könne nicht Aufgabe der Kirche sein, militärische Gewalt zu legitimieren, „auch dann nicht, wenn wir nicht wissen, wie Gewalt zu beenden ist“. Zur Absage an militärische Gewalt gehöre „das engagierte Eintreten für eine gute und realisierbare Friedenspraxis“. Gewaltfreier Widerstand, ziviler Ungehorsam, Unterstützung zivilgesellschaftlicher Strukturen und Verhandlungslösungen seien die besseren Optionen.

Lattke warnte vor der Eigendynamik militärischer Gewalt und ihren Folgewirkungen, die auf lange Sicht einen dauerhaften Frieden deutlich erschweren würden. Es bestehe die Gefahr, dass der Kampf um Gerechtigkeit so weit verabsolutiert werde, dass die Verhältnismäßigkeit der eigenen und gegnerischen Opfer aus dem Blick gerate.

Wenn man auf eine militärische Lösung setze, sei unbedingt die Frage zu beantworten, wie ein durch militärische Gewalt erzwungener Frieden so gestaltet werden kann, dass ein versöhntes Miteinander möglich wird. Die russische Regierung ordne alles ihrem Machtstreben unter und gebe jede Ehrfurcht vor dem Leben auf - ein großes Unrecht, das durch nichts zu rechtfertigen sei.

Die Kirchengemeinschaft zwischen der westfälischen Landeskirche und der amerikanischen United Church of Christ (UCC) ist der Rahmen für das regelmäßige UCC-Forum, bei dem sich Christen aus den USA und Westfalen über aktuelle Themen austauschen. Um den Umgang mit der russischen Aggression in der Ukraine und um Gewaltfreiheit im weiteren Sinne ging es in diesem Jahr.