Forschungsinstitut BICC warnt vor Aufrüstungstendenzen in Europa

Bonn (epd). Das Internationale Konversionszentrum Bonn (BICC) warnt vor Aufrüstungstendenzen in Europa. Unter den zehn am stärksten militarisierten Ländern der Welt befänden sich mit Armenien, Russland, Zypern, Griechenland und Aserbaidschan fünf europäische Staaten, teilte das Friedens- und Konfliktforschungsinstitut am Donnerstag in Bonn unter Verweis auf den Globalen Militarisierungsindex 2016 mit. Nach der Besetzung der Krim durch Russland gebe es vor allem in Osteuropa Hinweise auf eine verstärkte Militarisierung. So sei der Militarisierungsgrad der Ukraine im Gesamtranking von Platz 23 im Vorjahr auf aktuell Platz 15 gestiegen.

In Westeuropa sei dagegen noch keine deutliche Zunahme der Militarisierung zu beobachten. Deutschland liegt derzeit auf Platz 100. Allerdings plane die Bundesregierung, die Verteidigungsausgaben zwischen 2015 und 2019 um 6,2 Prozent zu steigern. "Es ist zu erwarten, dass der zukünftige US-Präsident Donald Trump den Druck auf die europäischen Nato-Staaten erhöhen wird, mehr in ihr Militär zu investieren", sagte Studienautor Max Mutschler.

An der Spitze des Rankings steht weltweit nach wie vor Israel. Auch der Militarisierungsgrad der meisten anderen Länder im Nahen und Mittleren Osten sei vor dem Hintergrund lange andauernder Konflikte nach wie vor hoch.

Trotz der weltweit höchsten Ausgaben für das Militär (2015: 595 Milliarden US-Dollar) liegen die USA übrigens lediglich auf Platz 31 des Militarisierungsindex. "Die hohen Militärausgaben und die hohe Anzahl an militärischem Personal der USA relativieren sich im Ranking, wenn sie dort zum Bruttoinlandsprodukt oder zur Gesamtbevölkerung ins Verhältnis gesetzt werden", erklärte Mutschler. Dies erkläre zugleich, warum seit Jahren kleine Staaten wie Singapur, Armenien oder Zypern unter den weltweiten Top Ten zu finden seien.

Der Globale Militarisierungsindex bildet das relative Gewicht des Militärapparats von Staaten im jeweiligen Verhältnis zur Gesellschaft ab. Er stellt die Militärausgaben etwa ins Verhältnis zum BIP und den staatlichen Gesundheitsausgaben. Die aktuelle Ausgabe umfasst 152 Staaten und wird durch das Bundesentwicklungsministerium gefördert.