Expertin sieht in Japans Bevölkerung keine Mehrheit für Militärstaat

Bremen (epd). Ein Umbau Japans zu einem starken Militärstaat hat nach Einschätzung der Bremer Völkerkundlerin und Japanologin Renate Noda derzeit keine Mehrheit in der Bevölkerung des ostasiatischen Inselstaates. Die meisten Japaner seien stolz auf die pazifistische Ausrichtung ihrer Verfassung, sagte Noda dem epd. Japans Regierungschef Shinzo Abe hatte Anfang der Woche nach Gesprächen mit US-Präsident Donald Trump angekündigt, Waffen aus den USA kaufen zu wollen, um die Verteidigungskraft des Landes quantitativ und qualitativ erhöhen zu können.

Der rechtskonservative Premier will Japan zu einem Staat mit Militär entwickeln und dazu auch die Verfassung ändern. Das Land verfügt offiziell nicht über eine Armee, sondern über "Selbstverteidigungskräfte". In Artikel neun der Verfassung von 1946 verzichtet Japan "für alle Zeiten auf den Krieg als ein souveränes Recht der Nation" und verpflichtet sich, keine Land-, See- und Luftstreitkräfte zu unterhalten. 

Dieser Kriegsverzichtsartikel sei in der Bevölkerung als Teil der Nachkriegsidentität tief verwurzelt, sagte Noda. Ob es Abe gelinge, dies zu drehen, sei schwer abzuschätzen.

Die Südostasien-Expertin ist Kuratorin einer multimedialen Ausstellung, die unter dem Titel "Cool Japan" gerade im Bremer Übersee-Museum begonnen hat und bis Anfang Mai läuft. Darin geht sie aktuellen Freizeittrends aus dem Land der aufgehenden Sonne nach. Sie spannt den Bogen aber auch zurück bis zu den Wurzeln der bürgerlichen Unterhaltungskultur in der japanischen Edo-Zeit vor 400 Jahren.