Experte fordert mehr Geld für Klima-Anpassung in Krisenländern

Frankfurt a.M. (epd). Fragile Länder müssen laut dem Ostafrika-Experte Shashwat Saraf viel mehr Mittel für die Anpassung an den Klimawandel erhalten. Ansonsten drohten weitere Konflikte oder die Verschärfung aktueller bewaffneter Auseinandersetzungen, sagte der Notfalldirektor der Hilfsorganisation IRC für die Region dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Zusammenhang zwischen der Klimakrise und bewaffneten Konflikten sei hinlänglich bekannt. „Fast zwei Drittel der Konflikte in den vergangenen 30 Jahren haben sich in Ländern abgespielt, die besonders anfällig sind für die Folgen des Klimawandels, wie Sudan, Südsudan, Somalia, Äthiopien, Nigeria, Syrien oder Jemen.“

Dennoch gehen Saraf zufolge gerade diese Länder bei der Klimafinanzierung fast leer aus. „Von Konflikten betroffene Länder haben 2020 nur ein Drittel der Klimahilfen erhalten, die Länder ohne Konflikte bekommen haben“, erläutert der Experte. „Wir können es uns nicht leisten, nur in stabilen Kontexten zu investieren, wir brauchen es in Somalia, Sudan, Südsudan, sonst verschärfen sich die Probleme.“

Die Industriestaaten haben den armen Ländern versprochen, ihnen ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für den Umgang mit den Folgen des Klimawandels zur Verfügung zu stellen. Diese Summe wurde laut vorläufigen Zahlen 2022 erstmals erreicht.

„Ein Problem ist, dass viel Geld, das im Rahmen der Klimakrise ausgegeben wird, in die Reduzierung der Emissionen investiert wird und nicht in die Anpassung an die Folgen“, sagte Saraf. Aber viele, gerade arme Länder beispielsweise in Ostafrika, könnten nicht mehr zu dem Punkt zurückkehren, an dem sie nicht massiv von Dürren und Fluten getroffen würden. „Für sie ist es zu spät, auch wenn wir das Ziel erreichen, kein Treibhausgas mehr zu produzieren.“

So erlitt Somalia 2011 eine Hungersnot, 2016 eine schwere Trockenheit, 2020 bis 2022 die längste jemals registrierte Dürre mit fünf ausgefallenen Regenzeiten nacheinander und im Anschluss eine Flut. Hirten in Somalia bestätigten, dass ihre Vorfahren Dürren kannten, sagte Saraf. „Aber damals fiel eine Regenzeit in zehn oder 15 Jahre aus, nicht alle drei, vier Jahre und auch nicht fünf Regenzeiten hintereinander.“ Nach dem Verlust von rund 8,5 Millionen Tieren wüssten die Hirten nicht, wie sie als Gemeinschaft überleben können.

„Die Länder der Region wie Kenia, die in der Lage sind, ihre Bevölkerung zu unterstützen, tun, was sie können“, betonte Saraf. Doch viele von ihnen befänden sich in einer Schuldenfalle. „Sie können kaum Geld zur Bekämpfung solcher Krisen ausgeben, weil ein Großteil ihrer Einnahmen zur Schuldentilgung verwendet werden muss.“ Zugleich verlören Regierungen ihre Legitimation, die nicht in der Lage seien, ihrer Bevölkerung ein Minimum an sozialer Sicherheit bereitzustellen. „Und das kann zu neuen Konflikten führen“, unterstrich der Ostafrika-Experte.