Experte: China sollte im Nordkorea-Konflikt vermitteln

Zürich (epd). Im Konflikt zwischen Nordkorea und den USA muss nach Expertenmeinung China eine Vermittlerrolle wahrnehmen. Dazu sollte ein Treffen von Vertretern der beiden Staaten mit China als Vermittler in "unteren Hemisphären" stattfinden, sagte Oliver Thränert, Leiter des Think Tanks am Zentrum für Sicherheitsstudien an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine Gipfeldiplomatie zwischen den Präsidenten, wie sich das der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un wünsche, sei hingegen unwahrscheinlich und nicht zielführend.

"Man muss sich bewusst sein: Kim Jong Un ist ein Diktator übelster Sorte, der sich auf illegale Art und Weise Atomwaffen und Raketen besorgt hat", betonte Thränert. Das dürfe nicht politisch aufgewertet werden. China sei der einzige Staat, der als Vermittler im Konflikt agieren könne, da es über wirksame Druckmittel verfüge: Die Volksrepublik könne Nordkorea sehr schnell den Lebensmittel- und Energiehahn zudrehen.

Thränert rechnet nicht mit einer kriegerischen Auseinandersetzung im Konflikt: Daran hätten weder Nordkorea noch die USA Interesse. Ein Atomkrieg sei deshalb unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Die Situation könne jederzeit eskalieren. "Ich hoffe, dass US-Präsident Donald Trump imstande ist, die Herausforderung mit Nordkorea zu bewältigen", sagte Thränert.

Nordkorea haben sich durch den Status als Atommacht unangreifbar für die USA machen wollen. Die Wahrscheinlichkeit, von den USA angegriffen zu werden, gehe durch die Atomwaffen gegen Null. "Das Atomwaffenarsenal ist die Überlebensversicherung für das international völlig isolierte Land", erklärte der Politikwissenschaftler. "Jede einzelne Atombombe, die explodieren würde, würde auf einen Schlag so viel Schaden anrichten, dass danach die Karten völlig neu gemischt wären."

Nordkorea sei bald in der Lage, Raketen auf die USA zielen zu können. Das mache die Amerikaner nervös. "Plötzlich könnten Los Angeles oder San Fransisco im Visier von Nordkorea sein", sagte Thränert. Die Angst der USA müsse man verstehen: "Wir wollen hier auch nicht unter der Gefahr einer nordkoreanischen Atombombe leben."