Etwa 500 Atomwaffen weniger weltweit

Stockholm (epd). Die Zahl der Atomwaffen ist im vergangenen Jahr leicht gesunken. Allerdings trieben die meisten Atommächte eine Modernisierung ihrer Arsenale voran, wie das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri in seinem am Montag veröffentlichten Jahrbuch schreibt. Zu Beginn dieses Jahres seien neun Staaten im Besitz von schätzungsweise 15.850 Nuklearwaffen gewesen: die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea. Das seien 500 Sprengköpfe weniger als vor einem Jahr. Die liege vor allem an der Reduktion in Russland um 500 Sprengköpfe. Andere Länder wie China, Indien und Pakistan haben ihre Produktion aufgerüstet.

In seinem Jahrbuch bewertete das Institut auch die Militärmissionen der Vereinten Nationen, die im vergangenen Jahr um drei auf 62 weltweit stiegen. Angesichts der zahlreichen Krisen sei es zu begrüßen, dass die UN ihr Engagement erhöhten, hieß es in dem Bericht. Zwar sei die Zahl der an den Einsätzen beteiligten Personen insgesamt um 20 Prozent auf 162.052 zurückgegangen. Doch das liege am Ende der Isaf-Mission in Afghanistan. Ohne Berücksichtigung von Isaf sei die Zahl um vier Prozent gestiegen. 

"Trotz aller Kritik und allem Pessimismus sind die Friedenseinsätze auffallend erfolgreich", sagte der Sipri-Forscher Jair van der Lijn. Die internationale Gemeinschaft investiere zunehmend in solche Einsätze, weil sie in vielen Fällen das beste verfügbare Mittel zur Krisenlösung blieben. Die Zahl der Konflikte war die höchste seit dem Jahr 2000.

Trotz weltweiter Bemühungen um Abrüstung vergrößerten im vergangenen Jahr mehrere Länder ihre Atomwaffenarsenale. Während Russland deutlich abrüstete und die USA 40 Sprengköpfe weniger meldete, erweiterten China, Indien und Pakistan ihre Produktion. Russland besaß Anfang des Jahres demnach 7.500 Sprengköpfe, die USA 7260. China erhöhte die Zahl der Sprengköpfe von 250 auf 260. Pakistan besitzt nach Schätzungen 100 bis 120, Indien 90 bis 110 Atomwaffen.

Weltweit sind derzeit 4.300 Nuklearwaffen an militärischen Einsatzorten oder auf Raketen montiert. Deren Anzahl stieg laut SIPRI innerhalb eines Jahres um 300 Stück. "Trotz des internationalen Interesses, nukleare Abrüstung vorrangig zu behandeln, zeigen die Modernisierungsprogramme in den Ländern mit Atomwaffenbesitz, dass keiner von ihnen seine Arsenale in absehbarer Zukunft aufgeben wird", sagte der Sipri-Forscher Shannon Kile.