Erzbischof Schick: Naher Osten darf nicht christenfrei werden

Bonn/Damaskus (epd). Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hat dazu aufgerufen, Christen in Syrien und in den Nachbarländern zu unterstützen. "Der Nahe Osten darf nicht zur christenfreien Zone werden", sagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche, Erzbischof Ludwig Schick, am Mittwoch nach einem zweitägigen Besuch in Damaskus. Besonders Priester und Ordensleute blieben bewusst in Syrien, junge Leute wollten die künftige Zivilgesellschaft in ihrem Land aufbauen, sagte Schick: "Bei diesem Prozess sind die Christen unverzichtbar."

Der Besuch des Bamberger Erzbischofs war nach Angaben der Bischofskonferenz aus Sicherheitsgründen streng vertraulich vorbereitet worden, am Mittwoch reiste Schick von Beirut nach Jordanien weiter. In Damaskus traf er sich mit Patriarch Gregorius und weiteren katholischen, orthodoxen und altorientalischen Bischöfen. Sie hätten die Fortsetzung der internationalen Friedensbemühungen und das Zurückdrängen der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) gefordert, berichtet Schick. Gregorius habe davon gesprochen, dass Syrien zum "Schlachtfeld ausländischer Mächte" geworden sei. Schick wies den Angaben nach darauf hin, dass auch innere Reformen in Syrien nötig seien.

Schicks sagte, er habe die Schrecken des Krieges gesehen, aber auch ein Damaskus erlebt, das als Großstadt funktioniere. Er habe starke Persönlichkeiten getroffen, die "Verantwortung übernehmen wollen". Dabei arbeiteten die Christen über Religionsgrenzen hinweg "mit allen zusammen, die den Krieg beenden und ein neues Syrien aufbauen möchten", sagte er. 

Dennoch seien die Bischöfe in Sorge über die Zahl jener Christen, die das Land verlassen hätten. Der apostolische Nuntius Mario Zenari habe aber auch gesagt, dass die Christen in Syrien "über eine bessere gesellschaftliche Stellung und ein höheres Maß an religiöser Freiheit" verfügten als in den meisten anderen islamisch geprägten Ländern. 

Vor dem Bürgerkrieg sollen zwei Millionen Christen, etwa zehn Prozent der Bevölkerung, in Syrien gelebt haben. Über die aktuelle Zahl gibt es keine verlässliche Schätzung.