Erzbischof Bentz: Verunsicherung in Nahost durch Trump ist groß
Köln/Paderborn (epd). Der Nahost-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Udo Markus Bentz, sieht die zwischen der Hamas und Israel erzielte Waffenstillstandsvereinbarung durch den Amtsantritt des 47. US-Präsidenten Donald Trump gefährdet. „Die Verunsicherung durch die neue Trump-Administration ist groß, gerade bei unseren Gesprächspartnern“, sagte der Paderborner Erzbischof am Samstag in Köln dem WDR-Radio. So habe Trump als eine der ersten symbolträchtigen Entscheidungen die Sanktionen gegen extremistische israelische Siedler aufgehoben. Das sei ein konträres Zeichen zum gerade begonnenen Friedensprozess in Nahost.
„Das bleibt ja auch nicht ohne Einfluss auf die Menschen in der Westbank“, warnte der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Deutschen Bischofskonferenz. Der israelische Siedlungsbau sei schon in Trumps ersten Amtszeit stark angestiegen.
Bentz hatte Anfang der Woche an einem viertägigen internationalen Bischofstreffen im Heiligen Land teilgenommen. Bei den Besprechungen ging es um die gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen des Nahost-Konflikts auf das Westjordanland. Zum Programm gehörten ein Besuch der palästinensischen Gebiete sowie Gespräche, vor allem mit kirchlichen Gruppen und Einrichtungen.
Im Schatten des Gaza-Krieges habe die Siedlergewalt in der Westbank zugenommen, erzählte der Erzbischof aus Gesprächen mit den Menschen vor Ort. „150.000 Menschen haben ihre Arbeitserlaubnis in Israel verloren.“ Auch die Versorgung mit Medikamenten oder mit Nahrungsmitteln sei in der Westbank nicht dauerhaft gesichert, sagte der Erzbischof. Mit dem geistlichen Treffen in Jerusalem wollten die europäischen Bischöfe einen differenzierten Blick auf die Situation vor Ort ermöglichen. Bentz: „Wir wollen unsere Solidarität zeigen.“
Er selbst sehe die Lage in Nahost sehr ambivalent, sagte der leitende Theologe. Er sei froh und erleichtert gewesen, nachdem die ersten israelischen Geiseln freigelassen worden seien. Wenn diese Schritte weitergegangen werden, schaffe das auch ein erstes Stück von Vertrauen. „Allerdings habe ich eben auch diese große Skepsis wahrgenommen, und ich kann nur hoffen und beten, dass die wirklich in dieser Hinsicht jetzt zaghaften Pflanzen der Veränderung nicht gleich auch wieder zertreten werden.“