Eritrea: Kritik an Gewalt gegen Familien von Kriegsdienstverweigerern

Nairobi/Asmara (epd). Im autoritären regierten Eritrea sind laut Menschenrechtlern die Familien von Tausenden Kriegsdienstverweigerern festgenommen oder aus ihren Häusern vertrieben worden. Diese Menschenrechtsverstöße seien Teil der anhaltenden Bemühungen, so viele Frauen und Männer wie möglich zur Armee einzuziehen, erklärte Human Rights Watch am Donnerstag in Nairobi.

Laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation hat sich der Druck auf die Angehörigen von Kriegsdienstverweigerern seit dem Einsatz eritreischer Truppen in der äthiopischen Krisenregion Tigray enorm verstärkt. Ein Großteil der neu eingezogenen Soldaten wurde demnach in Tigray eingesetzt, wo Eritrea an der Seite der äthiopischen Zentralregierung gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) gekämpft hatte.

Für den Report hat Human Rights Watch mit 14 Personen gesprochen, die alle inzwischen das Land verlassen haben. Zudem wurden Journalisten und andere Beobachter befragt sowie Satellitenbilder ausgewertet. Die Afrika-Direktorin von Human Rights Watch, Laetitia Bader, forderte Eritrea dazu auf, die „kollektive Bestrafung“ der Angehörigen von Kriegsdienstverweigerern zu beenden. Das Land solle sich stattdessen darauf konzentrieren, sein „unbarmherziges, unbefristetes Militärdienstsystem“ zu reformieren.

In dem Land am Horn von Afrika herrscht seit der Staatsgründung 1993 der Präsident Isayas Afwerki mit brutaler Härte. Nach einem verpflichtenden dreijährigen Militärdienst müssen sich alle Einwohnerinnen und Einwohner weiter dem Militär- oder Staatsdienst zur Verfügung stellen. Viele Menschen versuchen aus diesem System zu fliehen und das Land zu verlassen. Obwohl die äthiopische Zentralregierung und die TPLF sich im November im Tigray-Konflikt auf ein Friedensabkommen geeinigt haben, hat die Intensität, mit der in Eritrea Soldaten eingezogen und Familien unter Druck gesetzt werden, laut HRW nicht nachgelassen.

Internationale und regionale Vertreter sollten konkrete Maßnahmen wie gezielte Sanktionen gegen die Verantwortlichen für Menschenrechtsverstöße verhängen, forderte die Organisation. Zudem müssten die Nachbarländer die eritreische Führung stärker unter Druck setzen. Derweil wurde der eritreische Präsident Afwerki am Mittwoch in Kenia begrüßt. Für Donnerstag war ein Treffen mit Kenias Präsidenten William Ruto angekündigt. Dabei sollte es um die bilateralen Beziehungen zwischen den Ländern und gemeinsame Interessen in der Region gehen.