ELN-Guerilla verkündet wegen Corona-Pandemie Waffenpause

Berlin/Bogotá (epd). Die marxistische ELN-Guerilla in Kolumbien will wegen der Corona-Pandemie die Waffen ruhen lassen. Die Rebellengruppe rief "als humanitäre Geste" eine einseitige Waffenruhe vom 1. bis zum 30. April aus, wie der Fernsehsender Telesur am Montag (Ortszeit) unter Berufung auf die ELN meldete. Die ELN fordert außerdem den kolumbianischen Präsidenten Iván Duque auf, die Friedensgespräche wieder aufzunehmen. Die ELN ist die letzte aktive Guerilla in Lateinamerika.

Duque hatte in den vergangenen Wochen Bedingungen für Friedensverhandlungen genannt. Der konservative Politiker forderte die ELN auf, alle Geiseln freizulassen und ihre kriminellen Aktivitäten einzustellen.

Unter der Regierung von Ex-Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos hatten im Februar 2017 Friedensgespräche mit der ELN begonnen, die aber ohne nennenswerte Ergebnisse für unbestimmte Zeit unterbrochen wurden. Im Januar vergangenen Jahres bekannte sich die ELN zu einem Bombenattentat auf eine Polizeischule in Bogotá, bei dem insgesamt 22 Menschen starben und Dutzende Menschen verletzt wurden. Daraufhin stoppte Duque die Friedensgespräche. Offiziellen Schätzungen zufolge verfügt die ELN über 2.500 bewaffnete Kämpfer. Die Guerilla ist überwiegend im Osten des Landes an der Grenze zu Venezuela aktiv.

Im November 2016 hatte die Farc-Guerilla mit der kolumbianischen Regierung nach mehr als vier Jahren Verhandlungen einen Friedensvertrag geschlossen. Bei dem seit mehr als 50 Jahren andauernden Bürgerkrieg in Kolumbien zwischen staatlichen Kräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs wurden mehr als 260.000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen wurden vertrieben. Etwa 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst. Das Land ist bis heute gespalten.