Die Ohnmacht der Vereinten Nationen im Syrien-Konflikt

Genf (epd). Im März geht der Syrien-Konflikt in sein achtes Jahr. Kurz davor häufen sich die Meldungen über Tod und Elend in dem geschundenen Land. Gezielte Angriffe auf Krankenhäuser und Wohngebiete, vermehrt flüchten Menschen vor der Gewalt, Kinder und ihre Eltern hungern immer schlimmer in den belagerten Gebieten. Die 400.000 Menschen in dem abgeriegelten Ost-Ghuta leiden in "einer Hölle auf Erden", warnt UN-Generalsekretär António Guterres. 

Vieles deutet darauf hin, dass die Truppen des Diktators Baschar al-Assad das eigene Volk zum wiederholten Mal mit Giftgas attackierten. Zudem eskaliert der einstmals auf Syrien begrenzte Bürgerkrieg in einen Regionalkonflikt, in den immer mehr Parteien eingreifen: Von Russland über Iran und Israel bis zur Türkei.

Wer kann dem Wahnsinn endlich ein Ende setzen? Die Vereinten Nationen jedenfalls nicht - auch wenn es laut ihrer Charta die Aufgabe der Weltorganisation wäre. Zwar führt der wackere UN-Sondergesandte Staffan de Mistura seit Jahren Gespräche mit Delegationen Assads und der Rebellen, meistens in Genf. Der schwedisch-italienische Diplomat betont unaufhörlich: "Der Genfer Prozess ist der einzige wirkliche Weg zu einer politischen Lösung." Die Syrien-Runden des UN-Sondergesandten drehen sich aber nur noch im Kreis.

Die Opposition verlangt die Absetzung des Gewaltherrschers Baschar al-Assad. Dessen Chefunterhändler, Baschar al-Dschafaari, weist die Forderung brüsk zurück und betont, dass Assad der "rechtmäßige Präsident" Syriens sei. Diesen Widerspruch kann de Mistura nicht lösen. Schon seine beiden Vorgänger als Syrienvermittler, Kofi Annan und Lakhdar Brahimi, fanden keine Antwort auf die Frage: Was passiert mit dem Tyrannen von Damaskus nach dem Ende der Feindseligkeiten?

Noch schlimmer für den UN-Sondergesandten de Mistura: Die wichtigsten Großmächte in der Syrien-Frage, Russland und die USA, geben de Mistura keine gemeinsame Rückendeckung. Der Grund: Russen und Amerikaner sind abgrundtief zerstritten. Der Chef der Münchener Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, warnte sogar vor der Gefahr einer "militärischen Konfrontation" der Schwergewichte. Auf den Schlachtfeldern Syriens kamen sich Russen und Amerikaner schon einige Male gefährlich nahe. Während die USA lange verschiedene Rebellengruppen unterstützte, zuletzt kurdische Rebellen, kämpfen die Russen unbeirrt an der Seite Assads. 

Der Konflikt zwischen Washington und Moskau lähmt auch den UN-Sicherheitsrat, das mächtigste UN-Gremium, dem die großen Entscheidungen über Krieg und Frieden überantwortet sind. Im Sicherheitsrat hält Russland die schützende Hand über Assad, selbst wenn das Regime die schlimmsten Kriegsverbrechen verübt. 

Die Russen verschleiern damit auch ihre eigenen Missetaten in dem blutigen Waffengang. Statt sich auf einen Plan für Syrien zu verständigen, überziehen sich die Gesandten aus Washington und Moskau mit Hohn und Spott. So ätzte Russlands Botschafter Wassily Nebenzia über seine US-Kollegin Nikki Haley: "Sie erwähnt immer wieder Russland, ich glaube sie mag Russland."

So lange die USA und Russland in der Syrien-Krise nicht an einem Strang ziehen, so lange werden auch die UN dem 2011 begonnenen Blutvergießen ohnmächtig zusehen - müssen. Und eine Chance auf Frieden, von den UN vermittelt, wird es so lange nicht geben. Die Menschen in Syrien werden auch im nächsten Kriegsjahr den bitteren Preis dafür zahlen.