Die Luftbrücke nach Kabul

Frankfurt a.M. (epd). Es war laut Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) der größte Evakuierungseinsatz der Bundeswehr: 5.347 Menschen flog die Luftwaffe aus Kabul aus, nachdem die Taliban die Macht am Hindukusch übernommen hatten. Die erste deutsche Militärmaschine erreichte am 16. August den Flughafen von Kabul. Zehn Tage später verließ der letzte deutsche Flieger die afghanische Hauptstadt, nachdem es einen schweren Terroranschlag vor dem Flughafen gegeben hatte. Tausende gefährdete Menschen haben es nicht mehr aus dem Land geschafft.

Nach der Machtübernahme der Taliban vor knapp drei Wochen brachten westliche Länder ihre Staatsangehörigen sowie afghanische Ortskräfte, Journalisten und Menschenrechtler über den Flughafen Kabul außer Landes. Die Bundeswehr beteiligte sich mit bis zu 600 Soldaten. Die Menschen wurden zunächst in die usbekische Hauptstadt Taschkent und von dort weiter zu ihrem Zielort gebracht. Mit dem Abzug der letzten US-amerikanischen Truppen am 30. August endete die internationale Evakuierungsmission.

Während der zehntägigen Rettungsaktion flog die Bundeswehr 138 ehemalige afghanische Ortskräfte samt ihrer Familien aus, insgesamt 634 Menschen. 3.500 weitere gefährdete Afghaninnen und Afghanen, zum Beispiel Menschenrechtlerinnen oder Journalisten, wurden nach Deutschland gebracht. Auch etwa 400 Deutsche wurden gerettet. Zusätzlich wurden Bürger anderer Staaten ausgeflogen und in ihre jeweilige Heimat gebracht.

Die Opposition und Menschenrechtler werfen der Bundesregierung vor, zu spät mit der Evakuierung begonnen zu haben. Die Bundesregierung geht von inzwischen mehr als 40.000 Menschen aus, die ein Anrecht darauf haben könnten, nach Deutschland zu kommen. Laut US-Präsident Joe Biden wurden insgesamt mehr als 120.000 Menschen aus Afghanistan gebracht.