Die Augsburger Initiative "punkt7" lädt regelmäßig zum Austausch ein

Augsburg (epd). Seit mittlerweile acht Jahren kommen jeden Monat, immer am 7. um 19 Uhr, Menschen unterschiedlichen Bekenntnisses bei „punkt7 - Augsburg betet für den Frieden“ in den Kirchen St. Anna (evangelisch) und St. Moritz (katholisch) zusammen. 30 Minuten lang nehmen sie sich Zeit, um innezuhalten für die Nöte der Welt. Und auch wenn „wenigstens beten“ manchem als schwacher Trost vorkommen mag - das Team sensibilisiert die Besucher zumindest für Themen, die sich andernorts abspielen und doch schnell ganz nahekommen können. Das nächste Treffen findet am Donnerstag (7. April) statt, Thema ist das Leid der Menschen im Ukraine-Krieg.

„Die halbe Stunde ist gut gefüllt mit sachlichen Informationen zu Konflikten oder Entwicklungen auf der Welt, die in den Nachrichten vielleicht nur angeschnitten werden, oft auch mit beeindruckenden persönlichen Erfahrungsberichten Betroffener ergänzt“, sagt Brigitte Pischner vom Kirchenvorstand St. Anna. Bei den Treffen seien auch Reflexion, Stille und vor allen Dingen die Hinwendung zu Gott im gemeinsamen Gebet möglich. Pischner ist auch Mitglied der Fokolar-Bewegung, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Geist der Geschwisterlichkeit und Einheit in Kirche und Gesellschaft zu stärken - eine weitere christliche Gruppierung in der Stadt, die das Friedensgebet unterstützt.

Auch die anderen Mitglieder des „punkt7“-Teams bringen ihren persönlichen Hintergrund in die Auswahl der Themen mit ein. Als ehemaliges Mitglied von Amnesty International ist Adela Sanchez-Santos beispielsweise die politische Dimension der Friedensbewegung wichtig. Die Verbindung zur jüdischen Gemeinde sowie zu Sinti und Roma in Augsburg stellt Michael Bernheim her, der jüdische Vorfahren hat und sich für die Erinnerung an die Augsburger Naziopfer engagiert. Ökologische und wirtschaftliche Themen seien für ihn ebenso wichtig - oder auch Alltagsrassismus.

Generell plant das Team bis zu drei Monate die Themen voraus. „Wir treffen uns einmal pro Monat. Jeder bringt Vorschläge mit ein, und der, dessen Idee umgesetzt wird, sucht sich einen kompetenten Sprecher für den Gottesdienst“, sagt Brigitte Pischner. Und manchmal, bei ganz aktuellen Konflikten, gilt es auch schnell zu reagieren, wie beispielsweise zum Brennpunkt Ukraine im März. Die Liste der behandelten Themen ist ebenso lang wie die Schar der Referenten. Mal kam die Stadtdekanin, mal ein Journalist, auch Politikerinnen oder Ehrenamtliche aus dem Hospizverein waren schon da.

Die Initialzündung war der Besuch eines nigerianischen Priesters im Mai 2014, der von der Entführung der 200 Mädchen im Norden Nigerias durch die Terror-Organisation „Boko Haram“ berichtete. „Wir müssen irgendetwas tun, angesichts dieses unendlichen Leides“, sei damals der erste Gedanke gewesen. Von der Idee des Friedensgebets waren dann auch die evangelische Stadtdekanin und der katholische Stadtdekan sofort überzeugt, sodass es im Oktober 2014 losgehen konnte. Spontan kamen beim ersten Mal gleich 120 Gäste.

Seitdem hat sich „punkt7“ zum festen Bestandteil der Kalender der beiden großen Augsburger Kirchen entwickelt. Eine treue Gemeinde nimmt regelmäßig teil und bleibt nach der halben Stunde oft noch zum Gespräch zusammen. Das Team, das vor acht Jahren aus unterschiedlichsten Richtungen zusammengefunden hatte, ist mittlerweile eine Gruppe von Freundinnen und Freunden, die sich vielleicht so nie kennengelernt hätten.