Debatte über Krisenvorbereitung an Schulen

Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger will, dass Schulen stärker auf Krisen und Krieg vorbereiten. Der Vorstoß löst eine kontroverse Debatte aus.

Berlin (epd). Schülerinnen und Schüler sollen nach Ansicht von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) auf Krisen und einen Kriegsfall vorbereitet werden. Zivilschutz sei wichtig und gehöre auch in die Schulen, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag). Ziel müsse sein, „unsere Widerstandsfähigkeit zu stärken“. Der Deutsche Lehrerverband begrüßte den Vorschlag. Mehrere Bildungspolitiker äußerten hingegen Kritik.

Die jungen Menschen müssten die Bedrohungen der Freiheit kennen und mit den Gefahren umgehen können, führte Stark-Watzinger aus. Das müsse kein eigenes Schulfach, aber Lerninhalt sein. Die Schulen hätten die Aufgabe, Risiken altersgerecht aufzuzeigen, sagte sie. „Dabei geht es auch darum, Sorgen und Ängsten zu begegnen.“

Stark-Watzinger sprach sich dafür aus, Zivilschutzübungen an Schulen abzuhalten. Auch halte sie es für wichtig, dass Jugendoffiziere in die Schulen kämen und berichteten, „was die Bundeswehr für unsere Sicherheit tut“. Vor dem Hintergrund zunehmender internationaler Konflikte appellierte sie an die Hochschulen, sich stärker für militärische Forschung zu öffnen.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Christine Streichert-Clivot (SPD), befürwortete im Grundsatz eine Behandlung von Krisen an den Schulen. Kinder und Jugendliche müssten jedoch insgesamt breiter auf die Zukunft vorbereitet werden, sagte die saarländische Bildungsministerin den Funke-Zeitungen (Sonntag). Als Krisenbeispiele nannte sie Pandemien, Kriege, Naturkatastrophen, Klimawandel sowie tiefgreifende Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft.

Der Deutsche Lehrerverband begrüßte den Vorstoß der Bundesbildungsministerin. „Der Ukraine-Krieg schafft ein neues Bewusstsein für militärische Bedrohung, das auch an Schulen vermittelt werden muss“, sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, der „Bild am Sonntag“. Er erwarte von der Bundesministerin, dass sie jetzt das Gespräch mit den Bildungsministern in den Bundesländern suche.

Kritik kam hingegen von mehreren Bildungspolitikern. „Es hilft nicht, der Bevölkerung und insbesondere Kindern und Jugendlichen Angst zu machen“, sagte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) der „Bild am Sonntag“. Es sei Aufgabe des Bundes, sich um Fragen des Zivilschutzes und der äußeren Sicherheit zu sorgen. Der bildungspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Thomas Jarzombek (CDU), sagte der Zeitung: „Wir müssen unsere Kinder schultüchtig machen und nicht kriegstüchtig.“

Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende des Bildungsausschusses im Bundestag, Kai Gehring (Grüne): Angesichts der Pisa-Misere sollte sich die Bundesbildungsministerin „in erster Linie zur Aufgabe machen, beherzt die zentralen Herausforderungen für unser Bildungssystem anzupacken“, sagte er. Auch die Linkspartei im Bundestag erklärte, statt Kriegsängste an den Schulen zu schüren, sollte sich das Bildungsministerium um den Investitionsstau, Bildungsdefizite und den Lehrermangel kümmern.