CDU-Fraktionschef: Pazifismus begünstigt den Stärkeren

Kernen/Stuttgart (epd). Der CDU-Fraktionsvorsitzende im baden-württembergischen Landtag, Manuel Hagel, hat eine pazifistische Haltung im Blick auf den Ukraine-Konflikt scharf kritisiert. „Wer sich für Pazifismus entscheidet, stellt sich auf die Seite des Stärkeren“, sagte Hagel am Mittwochabend in Kernen bei Waiblingen auf einem Podium zum Thema Glaube und Politik. Der Schwächere brauche militärische Unterstützung, um sich verteidigen zu können, betonte er.

Die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche haben den Christdemokraten entsetzt. Kirche sei für ihn etwas Heiliges - deshalb sei es erschütternd, wenn ihre Mitarbeiter derart schlimme Dinge mit kleinen Kindern tun, sagte Hagel. Gleichzeitig warnte er davor, die Kirchen nur auf deren Probleme zu reduzieren. Die Gesellschaft brauche die Kirchen - „und wir Christen sollten uns deutlich mehr für unsere Kirchen einsetzen.“

Nach den Worten des Bischofs der katholischen Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, kann die Kirche ihre Glaubwürdigkeit nur zurückgewinnen, wenn sie sich der „furchtbaren Dimension“ des Missbrauchs stellt. Seine Diözese tue alles Mögliche, um aufzuklären, Prävention zu betreiben, Täter zu bestrafen und sie aus dem Verkehr zu ziehen.

Fürst sprach sich auf dem Podium für größere Anstrengungen für die Umwelt aus. Fragen wie Klimaschutz, Vermüllung der Meere und Artensterben müssten angegangen werden. Die Motivation von Christen sei dabei, dass die Schöpfung den Menschen von Gott anvertraut sei und deshalb gepflegt werden müsse.

Der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, äußerte sich kritisch zu Forderungen, die Russisch-orthodoxe Kirche von ihrer Mitgliedschaft im weltweiten Ökumenischen Rat der Kirchen zu suspendieren. Die Forderung war laut geworden, weil diese Kirche den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine offen unterstützt. Nach Julys Überzeugung sollte man „jede kleine Türe offenlassen, die das Gespräch ermöglicht“. Eine Suspendierung würde ein mögliches Gespräch verhindern.

Für die Zukunft der Kirche wird es nach Ansicht des evangelischen Bischofs besonders wichtig sein, Kinder und Jugendliche in religiösen Dingen wieder sprachfähig zu machen. Sie sollten „über ihren Glauben sprechen, ohne sich zu genieren“. Es müsse in der Gesellschaft deutlich werden, dass Religion zum Leben dazu gehöre und dass alle das Recht hätten, sich dazu zu äußern, sagte July.

Veranstalter des Podiums waren von der CDU die Landtagsfraktion, der Kreisverband Rems-Murr und der Gemeindeverband Kernen. Moderiert wurde sie vom kirchenpolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Christian Gehring.