Bundesweite Ostermärsche für Frieden und Abrüstung fortgesetzt

Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, Aufrüstung und Waffenlieferungen: Die Themen der Ostermärsche bewegen die gesamte Gesellschaft. Das schlägt sich aber nicht unbedingt in wachsenden Teilnehmerzahlen nieder.

Bonn, Gronau (epd). Mit Aktionen in mehreren Bundesländern hat die Friedensbewegung am Freitag ihre diesjährigen Ostermärsche fortgesetzt, die am Donnerstag begonnen hatten. Kundgebungen gab es nach Angaben des Netzwerks Friedenskooperative in den nordrhein-westfälischen Städten Gronau und Gütersloh sowie in Chemnitz (Sachsen), Jagel (Schleswig-Holstein), Bruchköbel (Hessen) und Biberach (Baden-Württemberg). Hauptaktionstag ist der Karsamstag mit bundesweit rund 70 Demonstrationen, Kundgebungen, Fahrradtouren und sonstige Ostermarsch-Aktionen. Bis Ostermontag sind bei der Friedenskooperative insgesamt 113 Ostermärsche angemeldet.

In Chemnitz kamen nach Angaben von Kristian Golla, Sprecher des Netzwerks, am Freitag etwa 250 Menschen zusammen. Aus den anderen Orten lagen zunächst keine Zahlen vor. Golla erwartet, dass die Gesamtteilnehmerzahl in diesem Jahr etwa auf dem Niveau des Vorjahres liegen wird. Der Erfolg der Ostermärsche hänge nicht von der genauen Teilnehmerzahl ab, die Stärke liege vielmehr in der breiten Streuung von jährlich mehr als hundert Ostermarsch-Aktionen, sagte Golla dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er verwies zudem darauf, dass viele Menschen über Ostern im Urlaub seien.

Dagegen erwartet der Co-Vorsitzende der Linken, Martin Schirdewan, in diesem Jahr insgesamt mehr Zulauf als 2023 bei den Ostermärschen. „Der Wunsch nach Frieden wird nun an Ostern stärker mobilisieren als noch vor einem Jahr“, sagte er der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ und dem Bonner „General-Anzeiger“ (Samstag). Es gebe in der Gesellschaft eine große Unsicherheit: „Die Menschen haben Angst vor der Zukunft. Krieg macht mürbe.“ Er wünsche sich, dass möglichst viele Menschen auf die Straße gehen und ein kraftvolles Zeichen für Frieden und gegen Krieg setzen: „Wir brauchen eine Politik in Deutschland und Europa, die dafür sorgt, dass in der Ukraine wieder Frieden herrscht und nicht das Recht des Stärkeren.“

Im münsterländischen Gronau zogen die Ostermarschierer zur bundesweit einzigen Urananreicherungsanlage. Zu der Demonstration unter dem Motto „Energiewende und Frieden statt Uranmüll, Atomwaffen und Krieg!“ versammelten sich nach Polizeiangaben zunächst etwa 65 Menschen, Golla rechnete mit mehr Teilnehmenden bei der Abschlusskundgebung. Neben der Forderung nach der Stilllegung der Anlage bekundeten die Teilnehmer ihre Solidarität mit „den Opfern aller Kriege“. In Gütersloh fand eine Kundgebung am ehemaligen Militärflughafen statt, wo die Teilnehmer gegen eine mögliche „Remilitarisierung des Flughafens“ protestierten. Auf dem rund 340 Hektar großen Gelände war bis zum Jahr 2016 die britische Luftwaffe stationiert.

Am Karsamstag finden in rund 70 Städten Aktionen der Friedensbewegung statt, darunter Köln, Saarbrücken, München und Hannover. An diesem Tag startet in Duisburg auch der dreitägige Ostermarsch Rhein-Ruhr, der bis zum Abschluss am Ostermontag in Dortmund unter anderem Station in Essen, Gelsenkirchen, Herne und Bochum macht. Abschlusskundgebungen sind für Montag unter anderem in Dortmund, Frankfurt am Main, Mannheim und Nürnberg sowie am Fliegerhorst Büchel in der Eifel vorgesehen.

Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Friedrich Kramer, nannte die Ostermärsche einen klaren Friedensappell an die Politik. Angesichts der verstärkten russischen Angriffe in der Ukraine sei es „noch viel dringender zu schauen, wie kommt man aus diesen Kampfhandlungen raus, damit es nicht zum Desaster kommt“, sagte Kramer am Donnerstag im Radiosender Bayern2. Er wies den Vorwurf zurück, die Friedensbewegung sei naiv, und fragte: „Wie naiv ist es, auf Waffengewalt als Beendigung eines solchen Krieges zu setzen?“ Sein Appell laute: „Wir müssen friedenstüchtig werden!“