Bundeswehr sucht 1.200 Personen für hessisches Heimatschutzregiment

Wiesbaden (epd). Ab 1. Oktober 2024 soll in Hessen eines von bundesweit sechs neuen Heimatschutzregimentern der Bundeswehr aufgebaut werden. Dafür werden von nun an 1.200 Reservistinnen und Reservisten sowie Personen ohne militärischen Hintergrund gesucht, wie Oberst Siegfried Zeyer (62), Kommandeur des Landeskommandos Hessen, am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Hessischen Landtag in Wiesbaden mitteilte.

Die künftigen Heimatschutzkräfte sollen bei Krisen wie etwa der Corona-Pandemie oder der Flut im rheinland-pfälzischen Ahrtal Hilfe leisten, aber auch Sicherungsaufgaben in Spannungsfällen übernehmen können. Das bedeutet, dass im Ernstfall beispielsweise Orte der kritischen Infrastruktur, wie etwa Flughäfen und Kasernen, auch bewaffnet geschützt werden sollen. „Mit der Waffe das Land zu verteidigen ist eine Forderung, die wir stellen müssen“, sagte Zeyer.

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine habe eine besondere Dynamik in das Thema des Heimatschutzes gebracht, doch das Bestreben zu einem solchen Regiment sei bereits aus der völkerrechtswidrigen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim im Jahr 2014 entstanden. „Der Frieden ist nicht gottgegeben, man muss etwas dafür tun“, sagte Zeyer.

Eine Besonderheit dieses ersten Heimatschutzregimentes in Hessen sei der „enge Schulterschluss zwischen Wirtschaft und Bundeswehr“, sagte Sönke Reimers, stellvertretender Vorsitzender des Beirats Wirtschaft und Arbeitgeber beim Kommandeur Landeskommando Hessen und Sprecher der Geschäftsführung der dfv-Mediengruppe. „Die Arbeitgeber müssen diese Kräfte freistellen, deshalb müssen wir diese Gruppe besonders in den Fokus nehmen“, erklärte Zeyer.

Dafür seien viele Kontakte geknüpft worden. Im Schnitt seien Arbeitgeber mit mehr als 150 Angestellten bereit, ihre Arbeitnehmer zehn Tage lang für den Dienst im Heimatschutzregiment freizustellen. Mehr als 200 Arbeitgeber aus Hessen hätten sich bisher dazu bereit erklärt, freiwillig Reservisten aus dem eigenen Unternehmen für den Reservedienst freizustellen.

„In Zeiten des Arbeitskräftemangels ist der Gedanke, dass Unternehmer Mitarbeiter auch nur vorübergehend an die Bundeswehr abgeben sollen, erklärungsbedürftig“, sagte Gunter Quidde, Hauptgeschäftsführer der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern. Vor diesem Hintergrund habe der „grausame russische Überfall auf die Ukraine“ aber auch bei vielen Unternehmen eine Zeitenwende eingeleitet. „Äußere Sicherheit gewinnt wieder einen höheren Stellenwert und außenwirtschaftlich engagierte Unternehmen beschäftigen sich mit sicherheitspolitischen Fragen“, sagte Quidde.

Wer sich für das Heimatschutzregiment melden möchte, müsse an einem Einstellungsverfahren mitsamt Gesundheits- und „sehr sensitivem“ Sicherheitscheck teilnehmen, sagte Zeyer. Letzterer solle verhindern, dass Extremisten ihren Weg zur Bundeswehr finden könnten.