Bundeswehr strebt muslimische Seelsorge über Einzelverträge an

Berlin (epd). Bei der geplanten Einrichtung einer muslimischen Kirchliche Friedensarbeit setzt die Bundesregierung nicht weiter auf eine Lösung in Kooperation mit den Islam-Verbänden. Eine institutionalisierte Kirchliche Friedensarbeit unter Beteiligung der islamischen Religionsverbände werde nicht mehr verfolgt, teilte das Bundesverteidigungsministerium dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage mit. Ein seelsorgerliches Angebot für muslimische Gläubige in den deutschen Streitkräften soll es aber dennoch geben. Ziel sei es, ein Betreuungsangebot auf einzelvertraglicher Grundlage und ohne Aufbau von Organisationsstrukturen zu schaffen, erläuterte der Sprecher.

In der Bundeswehr gibt es eine evangelische sowie katholische Kirchliche Friedensarbeit sowie seit kurzer Zeit auch ein Militärrabbinat. Mit den Kirchen und dem Zentralrat der Juden wurden dabei jeweils Staatsverträge ausgehandelt. Dienststellen koordinieren den Einsatz der Seelsorger, die auch am sogenannten lebenskundlichen Unterricht in der Bundeswehr mitwirken.

Weil islamische Gemeinden anders organisiert sind als die anderen Religionsgemeinschaften, beispielsweise keine Mitgliederregister führen, ist die Schaffung ähnlicher Strukturen für Muslime in allen Bereichen stets schwierig zu organisieren. Hinzu kommt, dass die bekannten Verbände nicht die Mehrheit der in Deutschland lebenden Muslime repräsentieren. Die Einrichtung einer islamischen Kirchliche Friedensarbeit nach Vorbild der bestehenden Kirchliche Friedensarbeit sei unverändert und perspektivisch nicht möglich, erklärte der Ministeriumssprecher. Ein zentraler Vertragspartner, der im Auftrag der Bundeswehr und auf Grundlage eines Staatsvertrages die religiöse Aufsicht über eine islamische Kirchliche Friedensarbeit führen könnte, stehe „absehbar nicht zur Verfügung“.

Kürzlich hatte sich der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Mathias Middelberg (CDU) dafür ausgesprochen, zügig eine Lösung für die mittlerweile schon 3.000 muslimischen Soldatinnen und Soldaten zu finden. Er plädierte zugleich für Imame, die Deutsch sprechen und das hiesige Verständnis von Meinungsfreiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit teilen. Middelberg verwies dabei konkret auf die Absolventen des kürzlich gestarteten Islamkollegs in Osnabrück. Dort wurde erstmals eine deutschsprachige und weitgehend von Verbänden unabhängige Ausbildungsstätte für Imame in Deutschland geschaffen. Die Gründer setzen unter anderem darauf, dass die Absolventen im staatlichen und sozialen Bereich, etwa auch in der Gefängnis- und Krankenhausseelsorge Stellen finden.