Bundeswehr-Schulbesuche seit Russland-Krieg gegen Ukraine gestiegen

Essen, Berlin (epd). Die Bundeswehr hat ihre Besuche an Schulen und Hochschulen zur Personalgewinnung in den vergangenen Jahren offenbar deutlich gesteigert. Im Jahr 2020 absolvierten Bundeswehr-Vertreter bundesweit 2.717 Auftritte, teilte das Bundesverteidigungsministerium auf eine Parlamentarische Anfrage der Linken im Bundestag mit, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Im vergangenen Jahr standen für die Bundeswehr demnach 6.137 solcher Termine auf dem Programm. Die Zahl der Besuche hat sich damit in dem Zeitraum mehr als verdoppelt. Zunächst hatten die Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Sonntag) berichtet.

Eine deutliche Steigerung der Termine in Schulen, und damit auch der Kontakte zu Minderjährigen, gibt es der Antwort des Ministeriums zufolge ab 2022, also dem Jahr des russischen Überfalls auf die Ukraine. Nach den 2.717 Besuchen im Jahr 2020 sei zwar die Zahl im Folgejahr auf 2.558 gesunken. Ab 2022 sei dann aber ein Sprung auf 5.687 Visiten zu verzeichnen, hieß es. Im Jahr 2023 trat die Truppe 5.095 Mal in Schulen und Hochschulen auf.

Der Trend zu einer stärkeren Präsenz der Bundeswehr in Bildungseinrichtungen setzt sich offenbar fort. Bereits für das erste Halbjahr 2025 gibt das Ministerium 3.520 Termine an. Für den Zeitraum Juli bis September, also für das dritte Quartal, sind demnach bereits über hundert „Vorträge/Veranstaltungen von Karriereberaterinnen und Karriereberatern“ an Schulen geplant. Sämtliche Schulformen wie Gesamt- beziehungsweise Mittelschule, Real- und Oberschule sowie Gymnasium und Berufsschulen sind vertreten. Die Kosten für die Nachwuchswerbung betragen laut Bundeshaushalt für dieses Jahr wie auch im vergangenen Jahr 58 Millionen Euro. Ab dem Jahr 2023 gab es den Angaben nach von den eingeplanten Kosten in Höhe von 35,3 Millionen Euro einen massiven Anstieg auf 58 Millionen Euro für das Jahr 2024.

Die Linksfraktion im Bundestag kritisiert die Präsenz der Bundeswehr in Schulen, dadurch solle die Bevölkerung „kriegstüchtiger“ gemacht werden. „Im Kern geht es schlichtweg um das Aufpolieren des Images der Bundeswehr und das Werben bei jungen Menschen für den Dienst an der Waffe“, sagte die Linken-Bildungsexpertin Nicole Gohlke den Funke-Zeitungen. Dass auch Minderjährige von der Bundeswehr umworben werden, sei bedenklich. Angesichts der Kriegsgefahr wäre mehr Friedensbildung angebracht.