Bundeswehr beendet Luftbrücke aus Afghanistan

Frankfurt a.M. (epd). Der Bundeswehreinsatz zur Evakuierung von deutschen Staatsbürgern, afghanischen Ortskräften und Bürgern anderer Staaten aus Afghanistan ist beendet. Die letzten Maschinen mit Bundeswehrsoldaten landeten am Freitagabend auf dem Luftwaffenstützpunkt Wunstorf bei Hannover, wie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr auf Twitter mitteilte. „Die Evakuierungsoperation in Afghanistan war ein hochgefährlicher Einsatz“, sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und dankte den Soldaten. Diese hätten „Unglaubliches geleistet“. Unterdessen forderte Amnesty International weitere Rettungsflüge aus der Region um Afghanistan und leichtere Visa-Vergaben.

Die Luftwaffe hatte seit dem 16. August 5.347 Menschen Menschen aus Kabul ausgeflogen, darunter mehr als 4.000 Afghaninnen und Afghanen. Es war laut Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) der größte Evakuierungseinsatz der Bundeswehr. Nach der Machtübernahme der Taliban vor rund zwei Wochen haben westliche Länder ihre Staatsangehörigen sowie afghanische Ortskräfte, Journalisten und Menschenrechtler über den Flughafen Kabul außer Landes gebracht.

Der Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland, Markus N. Beeko, forderte weitere Rettungsflüge aus der Region um Afghanistan und leichtere Visa-Vergaben. „Wir erwarten, dass die Bundesregierung und andere Staaten die teils schwer traumatisierten evakuierten Menschen jetzt weiterhin zügig aus der Region ausfliegen“, sagte er der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Samstag). Dabei müsse darauf geachtet werden, dass Familien nicht auseinandergerissen werden. Hier sei ein unbürokratisches Vorgehen gefragt.

Beim Treffen der EU-Innenminister am kommenden Dienstag müssten sich die EU-Mitgliedstaaten darauf einigen, Zuflucht für Afghaninnen und Afghanen in der EU zu ermöglichen und zu unterstützen, auch über Resettlement- und Relocation-Programme, forderte Beeko.

Der Innenexperte und Fraktionsvize der Union im Bundestag, Thorsten Frei (CDU), sprach sich für eine Aufnahme von afghanischen Ortskräften auch außerhalb von Afghanistan aus. „Für afghanische Ortskräfte hat Deutschland eine besondere Verantwortung. Das gilt auch für afghanische Ortskräfte, die außerhalb Afghanistans in Flüchtlingscamps festhängen“, sagte Frei den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag). Deutschland müsse weiterhin versuchen, Menschen aus Afghanistan zu holen, die für deutsche Regierungsbehörden, das Militär oder etwa deutsche Stiftungen gearbeitet hätten.

Die Direktorin der Hilfsorganisation „World Vision“ in Afghanistan, Asuntha Charles, appellierte unterdessen an die internationale Gemeinschaft, ihre Hilfszusagen trotz der Machtübernahme durch die Taliban einzuhalten. „Ohne die Zahlungen wird die Lage in Afghanistan dramatisch“, sagte sie dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Samstag). Vor allem außerhalb der Städte herrsche „eine riesige humanitäre Krise“, sagte Charles. Mehr als 18 Millionen Menschen seien in Not, es grassiere der Hunger.

Die ausländischen Hilfsorganisationen seien von den Taliban kontaktiert und ihnen Sicherheit garantiert worden, sagte Charles weiter. Offen sei bislang allerdings, ob auch Projekte mit und für Frauen weiterhin durchgeführt werden können.