Bürgerrechtler und "Zivi-Pastor" Ulrich Finckh gestorben

Bremen (epd). Der Bremer Bürgerrechtler, Pazifist und "Zivi-Pastor" Ulrich Finckh ist tot. Er ist bereits am 25. Juli im Alter von 91 Jahren in der Hansestadt gestorben, wie seine Familie am Mittwoch mitteilte. Er habe über Jahrzehnte zu den oft unbequemen Motoren der kirchlichen Friedensarbeit gehört, würdigte der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, den evangelischen Theologen. "In Zeiten, in denen dazu Mut gehörte, hat er sich für eine Ächtung des Krieges und eine gewaltfreie Welt eingesetzt."

Finckh war über Jahrzehnte Vorsitzender der Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen mit Sitz in Bremen und Mitglied im Bundesbeirat für den Zivildienst. In dieser Funktion hat er sich bundesweit als "Zivi-Pastor" einen Namen gemacht. "Er trug dazu bei, dass Menschen, die aus Gewissensgründen den Kriegsdienst verweigerten, öffentliche Anerkennung für ihre Entscheidung erhielten", betonte Brahms.

Er habe sich mit Nachdruck, Beharrlichkeit und großem Engagement für ein Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung eingesetzt, bekräftigte auch Detlev Besier von der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden. Gerade in einer Zeit, in der Kriegsdienstverweigerer in der Gesellschaft stigmatisiert worden seien, habe sich Finckh mit Fachwissen und unermüdlichem Einsatz für deren Rechte eingesetzt. Er habe den Betroffenen in Prüfungsverfahren zur Seite gestanden, aber auch gegenüber den politischen Verantwortlichen für deren Rechte gestritten.

Mit Finckh hat der Soziale Friedensdienst in Bremen überdies eine der bundesweit ersten Freiwilligenagenturen gegründet. Er wurde 1927 in Heilbronn geboren. Was Krieg bedeutete, hatte Finckh am eigenen Leib durchlitten: Mit 15 Jahren wurde er als Luftwaffenhelfer eingezogen. Danach folgten Arbeitsdienst, Kriegsmarine und Infanterie. Nach Kriegsdienst und amerikanischer Kriegsgefangenschaft studierte er in Marburg, Mainz und Göttingen Theologie. 

Sein erstes Pfarramt übernahm Finckh im rheinhessischen Mettenheim. Später arbeitete er als Studentenpfarrer in Hamburg und dann als Gemeindepfarrer in Bremen. In der Nachkriegszeit beobachtete der in der Gustav-Heinemann-Initiative engagierte Bürgerrechtler mit Skepsis den Aufbau der Bundeswehr. Für sein zivilgesellschaftliches Engagement bekam er den Gustav-Heinemann-Bürgerpreis und den Fritz-Bauer-Preis der Humanistischen Union. Zu seinem 85. Geburtstag ehrte ihn die Bremer Landesregierung mit einem Senatsempfang.

Vor einigen Jahren veröffentlichte Finckh ein Buch, das unter dem Titel "Vom heiligen Krieg zur Feindesliebe Jesu" zentrale friedensethische Gedanken des Theologen zusammenfasst. Der streitbare Pastor beschäftigte sich darin auf knapp 200 Seiten mit einem weithin unbekannten Prinzip des Grundgesetzes, der Verpflichtung zum Frieden. Vergangenes Jahr erschien im Bremer Donat-Verlag eine Autobiografie unter dem Titel "Pimpf, Pfarrer, Pazifist".

Die Trauerfeier mit anschließender Beisetzung ist am Sonnabend (3. August) in seiner ehemaligen Gemeindekirche Bremen-Horn geplant. Die Predigt hält Renke Brahms.