Bischof Stäblein: Mit Krieg in Ukraine ist etwas kaputt gegangen

Berlin/Bonn (epd). Der Berliner Bischof Christian Stäblein hat die Zerrissenheit seiner Kirche beim Thema Friedensethik eingeräumt. „Mit dem Krieg in der Ukraine ist etwas kaputt gegangen“, erklärte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, in einem am Samstag veröffentlichten Grußwort zu einem friedensethischen Studientag in Berlin. Man habe sich gewaltfreie Konfliktlösungen und eine Friedensordnung gewünscht.

Es werde immer wieder die Forderung erhoben, die EKD-Friedensdenkschrift von 2007 fortzuschreiben, fügte Stäblein hinzu, der auch Flüchtlingsbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist: „In der Sache ist das nicht nötig, aber natürlich sind neue friedensethische Herausforderungen hinzugekommen.“ Als Beispiel nannte der Theologe den Einsatz künstlicher Intelligenz oder Drohnen-Kriege sowie den militärischen Einsatz weiterer neuer Technologien.

Gleichzeitig verwies Stäblein darauf, dass es seit 2022 wieder verstärkt ein Auseinanderdriften zwischen pazifistischen Positionen auf der einen Seite und der Zustimmung zu einem Waffeneinsatz als Ultima Ratio auf der anderen Seite kommt: „Viele Gewissen sind an dieser Stelle zerrissen.“

Christen dürften nie „die Gewaltfreiheit aus den Augen verlieren, aber wir müssen auch an der Seite der Angegriffenen stehen“, beschrieb er das Dilemma und sah in Christinnen und Christen „Waffenniederlegungsdiplomaten“. Die Kirche gehöre zu den wenigen Stimmen in der Gesellschaft, die sich für gewaltfreie Lösungen noch starkmachen würden.

Auf einem gemeinsamen Studientag zum Thema „Militärische Gewalt und Gewaltfreiheit“ der Verbände Aktionsgemeinschaft Dienst für die Frieden (AGDF) und Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) wurde am Wochenende über die Veränderung friedensethischer Positionen diskutiert. Laut Vertretern aus den evangelischen Landeskirchen gebe es Überlegungen für neue friedensethische Stellungnahmen, hieß es weiter.