Bischof Stäblein: Margot Käßmann hatte Recht

Berlin (epd). Der Berliner evangelische Bischof Christian Stäblein hat zur Hilfe für die Menschen in Afghanistan aufgerufen. „In Afghanistan spielt sich eine Tragödie ab. Mit Schrecken und mehr und mehr sichtbarem Verbrechen“, erklärte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am Samstag im Hörfunk des RBB.

Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln müsse nach der Machtübernahmen der Taliban als erstes jenen Menschen geholfen werden, „die sich auf uns verlassen haben, die Ortskräfte, die mit uns zusammen gearbeitet haben und die jetzt um ihr Leben fürchten“. Darüber hinaus gebe es viele Fragen, sagte Stäblein mit Blick etwa auf „Fehleinschätzungen der Lage“, überhörte Warnungen oder Mängel beim Abzug der ausländischen Truppen. „Hinter und über dem allem schwebt dazu die ständige Frage: Welchen Sinn hatte das Engagement in Afghanistan überhaupt.“

Im Rückblick müsse der ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, Recht gegeben werden. Käßmann hatte in ihrer Neujahrspredigt 2010 in der Dresdener Frauenkirche mit Blick auf den Nato-Einsatz gesagt: „Nichts ist gut in Afghanistan.“ Für diese Aussage musste sie viel Kritik einstecken. Damit habe Käßmann gemeint, dass dieser Einsatz offenkundig nicht den gewünschten Frieden schaffe, sagte Stäblein.

Weiter sagte er: „Wir Kirchen wissen gerade aus der eigenen Missions- und Kolonialgeschichte, wie problematisch das Aufzwingen von Werten und Überzeugungen sein kann, wenn sie doch fremd sind, fremd bleiben.“ Erzwingen gehe eben nicht, nur überzeugen ohne jede Form von Gewalt.