Bischöfe bedauern kirchliche Unterstützung für Ersten Weltkrieg

Stuttgart (epd). An das Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren haben am Mittwoch die baden-württembergischen Kirchen in einem ökumenischen Gottesdienst in Stuttgart erinnert. Der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, sprach laut einer kirchlichen Pressemitteilung in seiner Predigt das Versagen damaliger Amtsträger an. Feldprediger hätten Gott "zu einem Götzen, zu einem Kriegs- und Nationalgott mit beschränktem Charakter" gemacht, kritisierte er. Der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, rief dazu auf, durch Nächstenliebe eine Wiederholung von Kriegen zu verhindern. 

Bischof July sagte, der Wahnsinn des Krieges habe sich im Zweiten Weltkrieg und bis heute fortgesetzt. Christen hätten deshalb auch eine politische Verantwortung und sollten sich für Abrüstung und Friedensarbeit engagieren. Dabei verwies July auf die Friedensinitiative des Ökumenischen Rats der Kirchen, an der sich sowohl die württembergische als auch die badische evangelische Kirche beteiligten. 

Bischof Fürst sieht eine der Ursachen für den Ersten Weltkrieg mit seinen mehr als 15 Millionen Toten darin, dass die "Wahrheit der Botschaft Jesu Christi" ausgeblendet worden sei. Der Missbrauch Gottes zum Sieg der eigenen Sache sei eine der Ursünden des Menschen. Fürst warb dafür, Gewalt und Unrecht sowie allen menschenverachtenden und nationalistischen Ideologien von Anfang an zu widerstehen und der Friedensbotschaft von Jesus Christus zu vertrauen. 

Bei dem Gottesdienst wirkte neben den beiden Bischöfen auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) mit. Außerdem dabei waren der Freiburger Weihbischof Peter Birkhofer (Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Baden-Württemberg), Kirchenpräsident Christian Albecker (Union des Églises protestantes d'Alsace et de Lorraine), Pastoralreferentin Margret Schäfer-Krebs (Bischöfliches Ordinariat Rottenburg) und Pfarrerin Stefanie Heimann (Evangelische Landeskirche in Württemberg).