Bedford-Strohm dankt Soldaten für Seenotrettung auf dem Mittelmeer

Cagliari (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat den deutschen Marinesoldaten für ihren Einsatz bei der Rettung von Flüchtlingen gedankt. Das Retten von Leben könne nicht hoch genug eingeschätzt werden, sagte Bedford-Strohm am Samstag vor der Besatzung des Bundeswehr-Schiffs "Werra" im Hafen von Cagliari auf Sardinien.

Bedford-Strohm überreichte den Soldatinnen und Soldaten Lebkuchenherzen mit dem Schriftzug "Danke". Für ihn sei dieses Militärschiff ein "Samariterboot" und die humanitäre Nothilfe dort "ein eindrucksvoller Samariterdienst", sagte er später in einer Predigt. Die Gefahr sei groß, dass Menschen im sicheren Deutschland gegenüber der "Tragödie im Mittelmeer einfach wegsehen", sagte er mit Blick auf Jesu Gleichnis vom Barmherzigen Samariter, das davon handelt, dass viele Passanten achtlos an einem Verletzten vorbeigehen.

Bedford-Strohm besuchte das Bundeswehrschiff, das im Rahmen der von der Europäischen Union beschlossenen Militäraktion Eunavfor Med Operation Sophia im Einsatz ist, zusammen mit dem evangelischen Militärbischof Sigurd Rink. Mit dem Besuch wollten die Geistlichen auch auf das anhaltende Sterben von Menschen im Mittelmeer aufmerksam machen. 

Über die Seenotrettung hinaus sei aber noch weit mehr nötig, sagte Bedford-Strohm und stellte vier Forderungen auf: Fluchtursachen bekämpfen, Flüchtlingslager nahe der Heimat der Flüchtlinge besser ausstatten, ein europaweites Asylrecht mit einheitlichen Standards und "legale und sichere Wege nach Europa Flucht finden". Dazu gehöre zum Beispiel ein sicherer Familiennachzug.   

Hauptaufgabe der Operation Sophia ist, im Mittelmeer zwischen Italien und der libyschen Küste gegen Menschenschmuggel und Schleuser vorzugehen. Bedford-Strohm hob diese nach seinen Worten "gewissermaßen polizeiliche Funktion" der Bundeswehr hervor und betonte: "Es ist ein Verbrechen, wenn man Menschen auf seeuntaugliche Boote schickt und ihren Tod in Kauf nimmt."

Nach Angaben der Bundeswehr wurden im Rahmen der seit Juni 2015 laufenden Operation Sophia von Booten aller beteiligten Nationen zusammen bisher rund 21.300 Menschen gerettet. Zudem seien rund 80 Menschen festgesetzt worden, die der Schleuserei verdächtigt werden.

Militärbischof Rink sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), es sei gut, dass die Seenotrettung im Laufe des vergangenen Jahres mehr und mehr auch von der Zivilgesellschaft in Form von Nichtregierungsorganisationen übernommen worden sei. Derzeit sind nach Bundeswehrangaben neben den zusammen etwa 20 Militärschiffen von Sophia und der EU-Grenzschutzagentur Frontex rund zehn Schiffe von Nichtregierungsorganisationen im Mittelmeer unterwegs. 

Rink verwies zudem auf die "hervorragende Arbeit der Kirchliche Friedensarbeitr" an Bord der Schiffe, denen es gelinge, ein vertrauensvolles Verhältnis zu vielen Soldaten aufzubauen. Für ihre Arbeit spreche auch, dass "wir uns nicht aufdrängen, sondern von Besatzungen hören, dass sie uns dabei haben wollen". Die evangelische Kirchliche Friedensarbeit stellt in der Bundeswehr 98 Geistliche, die katholische 80.

Am Freitagabend hatten Bedford-Strohm und Rink zunächst eine Flüchtlingsunterkunft der katholischen Caritas der Erzdiözese Cagliari besucht. Einige Flüchtlinge erzählten, wie sie sich von Libyen mit brüchigen Booten auf die lebensgefährliche Flucht über das Meer Richtung Italien begeben hatten. Zwei Flüchtlinge waren von deutschen Schiffen an Bord genommen worden. Hörbar gerührt sagte der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm: "Hier müssen wir innehalten und fragen: Was wäre passiert, wenn sie nicht gerettet worden wären? Wahrscheinlich wären sie tot."