Baerbock: Israelische Offensive in Rafah wäre nicht zu rechtfertigen

Köln (epd). Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat die Ankündigung Israels kritisiert, seine Militäroffensive im Gaza-Streifen auf die südliche Stadt Rafah auszuweiten. Sie habe diese Ankündigung mit Schrecken gehört, sagte sie dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND, Samstag). „Jetzt in Rafah, an dem letzten und überfülltesten Ort, vorzugehen, wie vom israelischen Verteidigungsminister angekündigt, wäre einfach nicht zu rechtfertigen.“ Die Menschen im Gaza-Streifen könnten sich nicht in Luft auflösen.

Baerbock forderte internationale Sicherheitsgarantien für die Umsetzung einer Zweistaatenlösung in Nahost. Eine nachhaltige Sicherheit für Israel könne nur entstehen, wenn auch die Palästinenser in einem eigenen Staat in Sicherheit und Würde leben könnten. „Dazu müssen Israel und Palästinenser zugleich anerkennen, dass die Sicherheit des anderen die Lebensgarantie für einen selbst ist.“

Baerbock forderte den Aufbau „einer echten palästinensischen Verwaltung“. Dazu müsse die Palästinenserbehörde reformiert werden. Später müsse der Gaza-Streifen mithilfe einer Art Marshallplan wieder aufgebaut werden. Auch der Rückbau israelischer Siedlungen in Palästinensergebieten und die Anerkennung eines palästinensischen Staates müssten besprochen werden.

Voraussetzung sei eine neue Feuerpause, in der die israelischen Geiseln der Terrororganisation Hamas freigelassen würden. „Solange die Geiseln nicht frei sind und das tägliche unmenschliche Leiden der Kinder und Zivilbevölkerung nicht schwindet, ist der gordische Knoten schwer zu zerschlagen und kann niemand über den Tag danach reden“, sagte Baerbock.

Die Außenministerin wandte sich erneut gegen eine Auflösung des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA. „Die UNRWA-Strukturen in Gaza werden auch von anderen Akteuren der UNO wie zum Beispiel Unicef oder dem Welternährungsprogramm genutzt“, sagte Baeerbock. „Sie sind in diesen akuten Kriegstagen auf die Schnelle nicht wirklich ersetzbar, auch weil die anderen Organisationen dort derzeit ohne Sicherheitszusagen der israelischen Armee nicht mehr wirklich helfen können.“