Außenminister Gabriel: Religionen gute Partner in Friedensarbeit

Münster/Osnabrück (epd). Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) sieht in den Religionen gute Partner in der Friedensarbeit. "Religionen bewahren ein tiefes Wissen um Schuld, Vergebung und Versöhnung", sagte der SPD-Politiker den Bistumszeitungen "Kirche+Leben" aus Münster und "Kirchenbote" aus Osnabrück (Ausgabe vom 3. September). Ihre Gemeinschaften könnten für Ausgleich und Gerechtigkeit in den jeweiligen Gesellschaften eintreten. "Sie haben ein langes Zeitverständnis, das etwa in der Friedensarbeit notwendig ist."

Die Religion wird nach Ansicht Gabriels oftmals zu pauschal verantwortlich gemacht für Rückschrittlichkeit, Fanatismus, Gewalt und Terror. Tatsächlich sei die Lage viel komplexer: "Ökonomische, soziale, politische Motive vermischen sich häufig mit religiösen Identitäten zu einem explosiven Gemisch", erklärte er. Es lohne sich, den Blick auch auf das konstruktive Potenzial von Religionen zu werfen, ermutigte der Außenminister.

Die Zusammenarbeit mit religiösen Akteuren habe ihren Platz in der deutschen Außenpolitik, betonte Gabriel. So spielten sie eine wichtige vermittelnde Rolle bei der Bearbeitung gesellschaftlicher Konflikte. "Die Perspektive von Kirchen und Religionsgemeinschaften erweitert daher unsere außenpolitischen Analyse- und Handlungsmöglichkeiten", erklärte der Minister. Als Beispiel nannte er die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio. Die Bundesrepublik unterstütze die Bewegung dabei, zum Frieden in der Zentralafrikanischen Republik beizutragen.

Der Außenminister äußerte sich anlässlich des Weltfriedenstreffen von Sant'Egidio, zu dem vom 10. bis 12. September in Münster und Osnabrück hochrangige Politiker und Religionsvertreter aus der ganzen Welt erwartet werden. An der Eröffnung nimmt unter anderem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teil. Weitere Gäste sind der Präsident des Europaparlaments, Antonio Tajani, der Präsident des afrikanischen Staates Niger, Mahamadou Issoufou, sowie einer der wichtigsten Vertreter der islamischen Sunniten, der ägyptische Groß-Imam Ahmad Mohammad al-Tayyeb.