Auf der Straße für den Frieden

Von Europa über Asien nach Amerika: Die Pfadfinder Sebastian und Anna-Lena Schmitt wollen auf einer 40.000 Kilometer langen Reise mit einem alten Feuerwehrauto Pfadfindergruppen besuchen - und sich mit ihnen für die Völkerverständigung stark machen.

Landau, Heidelberg (epd). Da steht der mächtige Truck am Straßenrand, ganz in Lila bemalt - der Farbe der Weltpfadfinderbewegung. Sebastian Schmitt hat die Treppe an dem ehemaligen Feuerwehrauto ausgeklappt, das er und seine Frau Anna-Lena umgebaut haben: Eine Sitzecke, bei der man den Tisch nach oben klappen muss, um Platz zu finden. Eine winzige Kochnische mit Herd und Spülmaschine sowie eine Dusche, die über Solarenergie gespeist werden. Und eine Schlafkoje direkt unterm Dach.

Es ist ziemlich eng in dem 220 PS-starken Dieselgefährt, Baujahr 1987, mit dem die beiden in Heidelberg wohnenden Pfadfinder im kommenden Mai gemeinsam mit ihrer dreijährigen Tochter zu einer besonderen Weltreise aufbrechen wollen. Rund 40.000 Kilometer - von Landau in der Pfalz quer durch Europa und Asien bis nach China - und in einer zweiten Etappe auf dem amerikanischen Kontinent von Chile bis nach Kanada soll die Fahrt gehen. „Wir wollen für Frieden, Toleranz und Völkerverständigung werben“, sagt Schmitt.

Der 35-jährige Veranstaltungsmanager und seine Frau Anna-Lena (36), die als selbstständige Coach arbeitet, sind Mitglieder der katholischen Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) in Landau. Sie wollen von Deutschland aus Pfadfindergruppen in 24 Ländern besuchen und vor Ort mit den jungen Leuten eine Zeitlang zusammenleben. Die anspruchsvolle Idee sei es, „über eine Millionen Menschen zu inspirieren und zur Veränderung im Denken und Handeln anzuregen“, sagt der Schmitt, Initiator der Aktion „World Tour of Scout Movement“.

Das Projekt solle ganz im Sinne des englischen Pfadfinder-Gründers Robert Baden-Powell (1857-1941) dazu betragen, „die Welt ein klein wenig besser zu machen“, erläutert Schmitt, der in der Nähe von Landau aufwuchs. Allein 200.000 „Pfadis“ gibt es in Deutschland in konfessionellen oder freien Verbänden. 57 Millionen sind es weltweit: ein riesiges Potenzial junger Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Religionen.

Diese könnten sich einer globalisierten Welt für Frieden und Völkerverständigung einsetzen, ist das katholische Pfadfinder-Ehepaar überzeugt, das sich eine einjährige Auszeit von ihren Jobs nimmt. Denn Pfadfinderinnen und Pfadfinder stünden schon immer für kulturelle Vielfalt, Weltoffenheit und Umweltschutz - und trügen diese positiven Werte in ihre Länder hinein.

Auf ihrer Besuchsreise wollen die Schmitts mit den Pfadfindergruppen ins Gespräch kommen, für sie Kartoffelpuffer und Dampfnudeln backen - und ihre Eindrücke über Land und Leute in Videoporträts festhalten. Diese würden gleich unterwegs auf einer Internetseite und über Social Media veröffentlicht und nach der großen Fahrt mit einem Film vorgestellt. „Die Materialien stellen wir allen Pfadfinderstämmen kostenlos bereit, etwa für die Gestaltung von Gruppenstunden“, versichert Sebastian Schmitt, der selbst langjährige Leitungserfahrung hat.

„Die meisten sagen: 'Wow, krass, was ihr da macht'“, erzählt Anna-Lena Schmitt, die aus Mainz stammt. Die Schmitts finanzieren den Trip vor allem aus eigener Tasche, freuen sich aber über weitere Sponsoren und Spender. Rund 100.000 Euro haben sie dafür veranschlagt. Auch wollen befreundete Pfadfinder, darunter vom evangelischen Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP), zeitweise zusteigen.

Der geländegängige Truck wird übrigens mit einer Fähre auf den amerikanischen Kontinent transportiert, von wo die Schmitts wieder zurückfliegen. „Er verfügt über eine alte Technik, die man gut reparieren kann“, sagt Sebastian Schmitt. Im Wechsel mit seiner Frau Anna will er sich auf der Weltreise hinters Lenkrad klemmen - sie macht gerade den LKW-Führerschein.