Anti-Atomkraft-Initiativen warnen vor Zivilklausel-Aus bei Urenco

Münster/Gronau (epd). Anti-Atomkraft-Initiativen befürchten eine Aufweichung der Zivilklausel bei der Urananreichung des deutsch-niederländisch-britischen Konzerns Urenco. Das US-Verteidigungsministerium habe laut Medienberichten Interesse an wesentlich höher angereichertem Uran vom Konzern Urenco, der neben einer Anlage in New Mexico/USA auch im westfälischen Gronau eine Urananreichungsanlage betreibt, teilte das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen am Mittwoch mit. Mit den Internationalen Ärzten für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW), dem Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), den Arbeitskreisen Umwelt aus Gronau und Schüttorf und dem Sofortigen Atomausstieg Münster verwies das Aktionsbündnis Münsterland auf einen Bericht des US-Magazins "Physics Today" vom 1. Januar. 

Dem Bericht zufolge hat das Pentagon aus Kosten- und Zeitgründen Interesse an wesentlich höher angereichertem Uran für neue militärische Modulreaktoren bekundet. Urenco habe letztes Jahr angekündigt, in der firmeneigenen Urananreicherungsanlage in New Mexico/USA Kapazitäten für eine Vervierfachung des bisherigen Urananreicherungsgrads von etwa fünf auf bis zu 19,75 Prozent Uran 235 aufzubauen und in fünf bis sieben Jahren liefern zu können, schneller und günstiger als der US-Konkurrent Centrus Energy, erläuterten die Anti-Atomkraft-Initiativen.

Die Initiativen und Umweltverbände kritisieren derartige Gedankenspiele. "Bislang galt für die Urananreicherung bei Urenco in Gronau und an den Standorten in den Niederlanden, Großbritannien und den USA eine strikte Zivilklausel", betonten sie und fordern umfassende Aufklärung vonseiten der Bundesregierung und der Anteilseigner RWE und Eon. 

Angelika Claussen von IPPNW wertete eine Erhöhung des Urananreicherungsgrads auf 19,75 Prozent als "klares Indiz dafür, dass die Grenzen zwischen ziviler und militärischer Urananreicherung aufgeweicht werden". "Der Beitritt zum Atomwaffenverbotsvertrag und das Ende der zivilen Nutzung der Atomkraft gehören zusammen", mahnte sie und warnte vor einem Kursschwenk der Bundesregierung mit Blick auf Urenco. 

Urenco gehört zu je einem Drittel dem britischen und dem niederländischen Staat. Das deutsche Drittel gehört den Angaben nach zu gleichen Teilen den Konzernen RWE und Eon. Die Bundesregierung beaufsichtigt Urenco zusammen mit der britischen und niederländischen Regierung in einem gemeinsamen Ausschuss. Die deutsche Urananreicherungsanlage in Gronau ist vom Atomausstieg ausgenommen, beliefert aber unter anderem die umstrittenen Pannenreaktoren in Belgien.